17.07 - 13.08.2019
Langsam aber sicher näherten wir uns dem Ende unserer halbjährlichen Reise. Nur noch gut zwei Wochen blieben uns bis zum ersten Termin bei unserem Agenten in Cartagena. Bevor es jedoch gen Norden ging, machten wir noch einen Schlenker zurück in den Süden.
Genauer gesagt in die Hauptstadt Kolumbiens, nach Bogota. Allerdings planten wir hier keinen längeren Aufenthalt. Hier reizte uns lediglich das Goldmuseum, in dem sich mit rd. 35.000 Objekten die grösste existierende Sammlung präkolumbischer Gold-, Platin- und Silbergegenstände befindet, sowie das Museo Botero, da wir uns die Monumentalskulpturen von Fernando Botero in Medellin nicht genauer angeschaut hatten. Noch am frühen Nachmittag fuhren wir weiter nach Nemocon. Hauptattraktivität dieses kolonialen Ortes ist eine Salzmine. Im Laufe von Jahrhunderten wurden hier über neun Millionen Tonnen Salz abgebaut. 80 m unter der Erde führt nun ein Weg für Besucher durch die Salzstollen. Unter anderem vorbei an einem kleinen "See" und dem "Herz von Nemocon", welches aus einem tonnenschweren Salzkristall geschnitten wurde. Hier befindet sich auch der Drehort des Films "The 33", welcher über das Schicksal der in einer chilenischen Mine verschütteten und nach 69 Tagen spektakulär geretteten 33 Bergleute erzählt. Nach einer Nacht auf dem Besucherparkplatz der Salzmine ging es schon zur nächsten Attraktion. In Villa de Leyva erwartet uns das Casa Terracota. Ein fast komplett aus Ton erbautes Haus. Des Weiteren wurde 6 km westlich der Stadt 1977 ein versteinertes, 8 m langes Skelett eines 120 Millionen Jahre alten Kronosaurus gefunden, welches man nun bestaunen kann. Leider war es genau zu unserer Zeit auf Grund von Restaurationen ausgeflogen. Etwas enttäuscht, denn darauf hatten wir uns schon einige Wochen lang gefreut, zogen wir von dannen. Nun war es aber mal wieder an der Zeit die Wanderschuhe hervor zu kramen. Die Flüsse Sutamarchan und Cane haben tiefe Schluchten ausgewaschen. Bevor die beiden zusammentreffen, ist ein schmaler Grat stehen geblieben, auf dem man nun entlangwandern kann und dabei einige spektakuläre Aussichten, sowie nach einem kurzen aber steilen Abstieg ein herrliches Bad geniessen kann.
Unser nächstes Ziel war eines der schönsten Kolonialdörfer Kolumbiens, Barichara. Wir liessen uns auf einem, von dem Holländischen Pärchen Joep und Juul, welche auch vor Jahren als Backpacker die Welt entdeckt haben, in 2018 eröffneten Guaimaro Campsite etwas weiter ausserhalb nieder. Wir genossen die wunderschöne Aussicht sowie die wunderschöne Anlage und hoppelten am Abend mit einem Tuktuk in die Stadt. Nachdem wir ein Bisschen durch die Strassen geschlendert sind und den Spielplatz erkundet hatten, assen wir den besten Hamburger, den wir seit Jahren aufgetischt bekamen. Mit vollen Mägen kehrten wir am Abend zu unserem Nisto zurück. Dann passierte etwas, wovon man meistens nur in Erste-Hilfe-Kursen hört bzw. nur hören möchte. Zu viert wuselten wir im Nisto, um das Jungvolk in die Betten zu bringen. Zum ersten und wahrscheinlich auch zum letzten Mal sass Leandro auf einem unserer Schränke, während Markus die nächtlichen Trinkflaschen füllte. Wie wir später von Leandro erfuhren, wollte er von seinem aktuellen Sitzplatz auf den Boden "rutschen". Für eine standfeste Landung war jedoch nicht ausreichend Platz und so strauchelte er, stiess wohl mit dem Kinn auf die offene Schranktür und purzelte schlussendlich aus dem Nisto, da die Hecktür nur angelehnt war. Auf den ersten Blick schienen wir mal wieder Glück im Unglück gehabt zu haben, der zweite Blick brachte jedoch etwas anderes ans Licht. Auf Leandros Wange prangte eine 1 cm tiefe und rd. 5 cm lange Schnittwunde. Jetzt wurden auch die Erwachsenen nervös. Wer Markus persönlich kennt, weiss, dass ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Daher wusste Sonja genau, als die Worte "ach, Du Sch...." aus seinem Mund kamen, dass es sich hierbei nicht nur um die Kategorie "Sonja-schlimm" sondern "Ernsthaft-schlimm" handelte. Wie von der Tarantel gestochen rannte Sonja über den Campingplatz auf der Suche nach Joep und Juul. Denn jetzt brauchten wir dringend einen Arzt. Ohne zu zögern, lud Joep Markus und Leandro in seinen Wagen und fuhr die beiden zu dem, zum Glück nur 10 Minuten entfernten, Krankenhaus. Nach zwei Stunden kamen die Männer schon wieder zurück. Auf Leandros Wange prangte ein riesiger Verband. Die Wunde musste mit 5 Stichen genäht werden. Da Leandro für die nächsten Tage vom Arzt Ruhe verschrieben bekommen hatte, kam nun doch noch, dass Regenwetterprogramm zum Zuge. Und so waren wir am Nachmittag Besitzer eines ferngesteuerten Tracked Racer von Lego, den Leandro mit Mama gemeinsam zusammenbaute. Bereits am nächsten Tag entschieden wir uns für die Weiterfahrt. Gerne wären wir noch paar Tage länger bei den beiden geblieben, aber unser Termin für die Verschiffung von Nisto rückte bedrohlich näher und nur beim Fahren würde Leandros Verletzung die nötige Ruhe bekommen. Natürlich stockten wir unsere Vorräte an frischem "hauseigenem" Brot und Marmelade auf, bevor wir zwei lange Fahrtage gen Norden antraten.
Nachdem wir noch einmal kühlere Temperaturen in Minca, eine kleine schnuckelige Stadt im Dschungel, genossen, ging es für uns an die Karibikküste. Kurz vor Palomino gab es einen Campingplatz direkt am Strand. Es war ein absoluter Traum. Wir genossen die letzten gemeinsamen Tage zu fünft. Bereits jetzt kam Wehmut auf. Wir waren doch gerade erst gestartet. Trotzdem liessen wir uns die Laune nicht verderben. Wir bauten Sandburgen, assen frische Kokosnüsse und grillten abends noch einmal unseren legendären Braten am Lagerfeuer. Ausserdem durften wir einen dritten Geburtstag feiern. Diesmal war Milena an der Reihe. Mit dem "Digifenderteam" sowie Julia und Martin, die aktuell auf Ihrer Hochzeitsreise durch Südamerika sind, feierten wir ihren Ehrentag.
Dann war es Zeit zum Umziehen. Für unseren Aufenthalt in Cartagena, von hier würde sich Nisto gemeinsam mit dem "Digidender" im Container auf die Heimreise machen, hatten wir uns eine Wohnung mit Schwimmingpool und Spielplatz direkt am Meer gemietet. Leider hatte man uns eine Woche vorher mitgeteilt, dass ersteres auf Grund von Renovationsarbeiten nicht benutzbar war. Mit Blick auf Leandros Wunde nicht ganz so schlimm, so mussten wir ihn wenigstens nicht die ganze Zeit aus dem Wasser halten, denn es war gar keines drin. Auch wenn die Wohnung wirklich schön war, dieser Schritt bedeutete, unsere Reisetage waren gezählt. Nun hiess es die Containerverschiffung organisieren. Ausserdem kam es zu einem Wiedersehen mit unseren polnischen und niederländischen Reisefreunden. Wir genossen einen herrlichen Abend mit leckerem Essen bevor am nächsten Tage alle in diverse Himmelsrichtungen aufbrachen. Für uns ging es noch einmal für 4 Tage auf eine Karibische Insel in den Urlaub, während Nisto bereits seine Heimreise startete. Wir legten die Beine hoch, planschten mal im türkisfarbenen Meer oder im Pool. Schlemmten kolumbianische Küche und bereiteten uns auf unseren Marathonrückflug, von Cartagena nach Bogota, von Bogota nach Madrid und von Madrid schlussendlich nach Zürich, den wir nach 26 Stunden um rd. 23 Uhr unser Türschloss am 13.08. überstanden hatten. Während die Erwachsenen versuchten, dass Jungvolk ins Bett zu bekommen, waren die beiden jedoch damit beschäftigt, ihr gefühlt gesamtes Spielzeug, worauf sie 6 Monate verzichten mussten, wieder zu entdecken und in der ganzen Wohnung zu verteilen. Aber um 2 Uhr kehrte dann auch in unseren vier Wänden Ruhe ein. Nun warten wir nur noch auf den 5ten in unserem Bunde - Nisto.
Sonnige Grüsse aus Zürich
Markus und Sonja mit Leandro und Milena