Buenos Aires
Viel hatten wir uns für unsere letzte Woche in Buenos Aires vorgenommen. Ausserdem war die Aufregung gross, denn am Freitag sollte unser Dritter im Bunde wieder zu uns stossen. Aber alles kam anders.
In der Zwischenzeit waren wir aus unserem Hostelzimmer in eine Wohnung umgezogen. Wir wollten endlich ein Fenster haben. Dieser Wunsch wurde uns auch erfüllt. Allerdings wiesen diese in einen winzigen Innenhof eines siebenstöckigen Gebäudes, so dass wir kaum Sonnenlicht abbekamen. Von morgens bis abends mussten wir Licht anlassen. Und als dann auch noch das Wetter zu Dauerregen umschlug, sah man uns schon ein Bisschen deprimiert in unserer neuen Bleibe hocken. Wir nutzten jede Möglichkeit an die frische Luft zu kommen, auch wenn wir so einige Male nass bis auf die Haut wurden. Aber es sollte ja nicht für lange sein. Zumindest sah dies bis Donnerstag auch so aus.
Bereits am Montag statteten wir der Reederei einen ersten Besuch ab. Zwar umsonst, weil wir, wie man uns mitteilte, vor Donnerstag, an diesem Tag sollte Nisto seine letzte Fahrt von Santos, Brasilien, nach Buenos Aires antreten, bestimmt nichts machen könnten. Aber man versprach uns einen Ablaufplan zuzusenden, den wir natürlich genauestens studierten. Sah alles nicht so schwer aus.
Die Tage verbrachten wir, wenn irgendwie möglich im Grünen. Trotz Grossstadt fanden wir hier und da ein Plätzchen. Aber richtig glücklich waren wir nicht, denn auch bis hier drang der Autolärm, von dem wir langsam aber sicher genug hatten. So mussten wir uns weiter auf die Suche nach der schönen Ruhe im Grünen machen. Ausserdem konnten wir uns immer noch nicht an die vielen jungen Familien mit Kindern gewöhnen, die in der Hauptfussgängerzone bettelten, nicht nur nach Geld. Bereits ein Keks oder ein Stück Brot liess die Kinderaugen leuchten. Auch wenn Buenos Aires eher an eine europäische Grossstadt erinnert, gibt es viele angrenzende Slums.
Am Freitagmorgen erwachten wir in freudiger Erwartung endlich mit der Prozedur beginnen zu können. Doch noch während des Frühstückes erreichte uns eine Mail, die unsere Stimmung auf den Nullpunkt sinken liess. Die Reederei hatte den Zwischenstopp in Buenos Aires gestrichen. Nisto würde erst mit dem nächsten Schiff kommen. Da der Schiffverkehr nicht mit Busfahrplänen vergleichbar ist, würden wir eine weitere Woche anhängen müssen.
Nach all den Niederschlägen gab es doch ein Ereignis, welches wir feiern durften: Unseren 1. Hochzeitstag. Schon ein Jahr ist es her, als wir uns auf der Rigi das Ja-Wort gegeben haben. Uns fiel mal wieder auf, wie schnell die Zeit vergeht. Sonja hatte bei einer Verlosung in der Spanisch Schule einen Ausflug mit einem Katamaran ins Tigre-Delta, ganz in der Nähe von Buenos Aires, gewonnen. Diesen Trip wollten wir am Vormittag unternehmen und abends fein essen gehen. Leider hatte der Himmel mal wieder seine Schleusen geöffnet, und so verschoben wir unseren Ausflug auf den nächsten Tag. Aber am Abend liessen wir uns so richtig verwöhnen.
Viel hatten wir über das Tigre-Delta gehört. Wir waren allerdings enttäuscht. Dies lag aber eher an der Veranstaltung an sich. Wir kamen uns vor wie auf einer Kaffeefahrt. Gerade mal 45 Minuten schipperten wir mit einem Katamaran durchs Delta. Aber immerhin kamen wir so mal raus aus der Stadt.
Da wir nicht noch eine weitere Woche in unserer Kellerwohnung im 3. Stock versauern wollten, machten wir uns auf die Suche nach neuen vier Wänden und wurden fündig. So sah man uns am Dienstagmorgen in ein Nachbarhaus in den 10. Stock ziehen. Ja, so lässt es sich auch bei Regen undeprimiert wohnen. Auch fanden wir endlich unser ruhiges Fleckchen Grün.
Dann kam endlich der langersehnte Freitag. Wir konnten sogar zufällig mit eigenen Augen das Einlaufen „unseres“ Containerschiffes beobachten. Allerdings gabs da wohl ein kleines Problem mit dem Bill of Lading, welches man aber ohne weiteres lösen konnte, so die Worte der Mitarbeiterin der Reederei. Am Montag standen wir dann pünktlich um 9.30 Uhr in ihrem Büro. Entgegen den Angaben in unserem Bill of Lading (hier: FCLLCL), was uns in Panama übergeben wurde, ist über den elektrischen Weg eine andere Art der Verfrachtung (FCLFCL) übermittelt worden. Grundsätzlich sei das aber alles kein Problem ist einfach nur ein Bisschen teurer. Aha und wieviel? Sie druckste rum und hatte dann von einem Kollegen eine Zahl, die fast dreimal so hoch war, wie die, die wir von anderen Reisenden gehört hatten. Wir kippten fast aus unseren Schuhen. Natürlich wollten wir diesen Betrag nicht zahlen, denn das war definitiv nicht unser Fehler, denn wir hatten ja das Bill of Lading mit der „richtigen“ Verschiffungsart. Aber bevor überhaupt etwas laufen würde, müssen wir den Betrag einzahlen. Toll, wir liessen uns die Kontoangaben geben, wollten aber vorher noch einmal mit unserer Agency in Panama reden. Leider konnten wir die nächsten zwei Tage dort auf Grund Karneval keinen erreichen. Um das ganze beginnen zu können, uns bleiben nur 5 Tage, sonst fallen noch zusätzliche Lagerkosten für den Container im Hafen an, zahlten wir den Betrag. Am Nachmittag erwarteten wir dann unsere Terminangabe und Nummer für die Öffnung des Containers am nächsten Tag. Tja, da wurde dann nichts draus, wir waren erst am übernächsten Tag dran. Also mussten wir uns mal wieder eine neue Bleibe suchen, wenn wir nicht auf der Strasse landen wollten. Diesmal wählten wir wieder ein Hostelzimmer. Es war ja hoffentlich nur für zwei Nächte.
Um 06.30 Uhr schellte der Wecker. Nur nicht zu spät kommen, war die Devise. Und so standen wir bereits eine Stunde vor dem Grossereignis parat. Nachdem wir das richtige Häuschen gefunden und uns angemeldet hatten, begann das Warten und dauerte. Die Person, mit der wir den Termin hatten, haben wir nie gesehen. Nach einer halben Stunde kam auf einmal jemand aus dem Hamburg Süd Office im Hafen auf uns zu und fragte, ob wir wir seien und ob wir die Zolldokumente hätten. Unsere Antwort war einsilbig: „Nööööööööö.“ „Ohne die Customs-Papiere könnt ihr noch nichts machen.“ Und verschwand wieder hinter seiner Tür. Wir beide schauten uns an, zuckten mit den Schultern und machten es uns auf der Bank im Schatten gemütlich. Eine weitere halbe Stunde verging. Dann tauchte er wieder auf und erklärte uns, dass er jetzt bei Customs nachfragt, welche Papiere wir benötigen und verschwand wieder. Wir schauten uns wieder an: Prima, dann soll er sich beeilen, denn um 12 Uhr machen die Mittag, und wenn wirs bis dahin nicht schaffen, dann können wir es heute wohl vergessen mit dem „Im-Nisto-aus-dem-Hafen-fahren“. Eine weitere Stunde verstrich, bis er wieder auf der Bildfläche erschien. Diesmal wartete er auf einen Entscheid aus dem Hauptoffice in Olivos, wie sie weiterverfahren wollen, wegen weiteren Kosten und so. Bei dem kleinen Wörtchen „Kosten“ wurden wir hellhörig. Markus gab ihm sofort zu verstehen, dass wir keine weiteren Kosten tragen und langsam unbequem werden. Er liess durchblicken, dass die Reederei selbst nicht genau wusste, wie vorzugehen ist und versprach, uns sofort Bescheid zu geben, wenn er etwas hört, es könnte sich nur noch um Minuten handeln. Das waren lange Minuten. Wir sahen ihn telefonierend aus dem Büro kommen und im Hafenareal verschwinden. Eine weitere Stunde war vergangen, als er auf uns zu kam. Er hätte immer noch keinen Entscheid von Olivos. Jetzt wollten wir aber endlich wissen über was die da diskutierten. Es war wohl doch nicht alles so einfach durch die wundersame Verwandlung von FCLLCL nach FCLFCL wie uns erzählt wurde. Bei ersterer und für solche Güter normalerweise gewählter Verschiffungsart wird der Container auf dem Hafengelände geöffnet, und wir können den Inhalt entnehmen. Ist ein Container mit der letzten Bezeichnung verschifft worden, würde uns der Container mittels eines LKWs direkt vor die Hosteltür transportiert. Davon hatten wir schon im Vorfeld gehört und noch in Panama extra drauf geachtet. Natürlich könnte dieser Buchstabe geändert werden, aber als erstes muss der Container vom Zoll geöffnet werden, damit sie sich vergewissern können, ob da wirklich das drin ist, was wir angeben. Diese Prozedur kann jedoch nur von einer bestimmten Person durchgeführt werden, auf der Suche man aktuell ist, um die Kosten für dieses Handling zu fixieren. Um dann das Bill of Lading umzuschreiben. Die andere Möglichkeit ist, den Buchstabensalat beizubehalten und einen LKW zu organisieren. Ob das günstiger ist???????
Aber dann kam nach einer weiteren Stunde der „erlösende“ Anruf: Man hatte den Mann, der vom Zoll autorisiert war, den Container zu öffnen, gefunden. Der kostet allerdings weitere AR$ 200,00. Dies nahmen wir hin …. Zunächst erstmal, denn über die Kostenverteilung wollten wir uns noch einmal separat mit der Reederei unterhalten. In der Zwischenzeit war es 16.30 Uhr, wir fanden uns damit ab, dass es erst morgen weiter gehen würde. Das sah Ignazio aber anders. Zu später Stunde setzte er noch einmal alle Hebel in Bewegung. So konnte Markus kurz vor Feierabend, nach 9 Stunden warten, in der Zwischenzeit waren wir schon zum Tagesinventar des Hafens geworden, einen ersten Blick auf Nisto werfen. Sogar eine Mitfahrgelegenheit vom Hafengelände zur nächsten Busstation organisierte er uns, denn Taxis sind hier nur schwer zu bekommen.
Am nächsten Tag, während Sonja mal wieder unser Zeug zusammenpackte, organisierte Markus unsere temporäre Nisto-Einfuhr bei Emba. Noch vor 11 Uhr war dies erledigt, und es ging wieder zum Hafen. Nach weiterem Papierkram war der Moment gekommen. Um 14.37 Uhr stand Sonja gemeinsam mit Ignazio wartend vor dem Haupteingang, bis Markus mit Nisto vorfuhr. Auf diesem Wege möchten wir uns noch einmal bei unserem Helden Ignazio für seine super Hilfe bedanken. Wäre er nicht gewesen, hätte es wahrscheinlich noch länger gedauert. Vielen Dank.
Unser Weg führte uns direkt zu unserem Hostel, wo wir zügig unser Gepäck einluden und uns auf den Weg nach Westen raus aus der Stadt machten. Noch einmal werden wir nach Buenos Aires zurückkehren, aber dazu dann im nächsten Bericht mehr.
Erleichterte Grüsse vom nun endliche wieder kompletten
N-Team