Auch in Afrika wurde früher, wie in vielen anderen Ländern, Geschichten und Sagen sowie Landkarten mittels Felsmalereien oder –gravuren an die jüngeren Generationen weitergegeben. In Twyfelfontein kann man einige davon bestaunen, was wir auch taten. Ausserdem machten wir einige Ausflüge in die wunderschöne Umgebung. Hierbei lief uns eine Giraffe über den Weg, was nicht alle Tage vorkommt, denn der Grossteil lebt heute nur noch in den National Parks oder auf Privatfarmen. Weiter ging es zu einem versteinerten Wald und den Tafelbergen an den Ugab-Terrassen, wo wir für zwei Tage mit freundlicher Unterstützung von Markus Eltern in eine Lodge zogen und die Beine hochlegten.
Jetzt hiess es Kräfte tanken, denn vor uns lag eine Woche Safari. Vorbei wars mit dem Ausschlafen, denn die Tiere stehen mit der Sonne auf. Am frühen Nachmittag fuhren wir in das Highlight Namibias den Etosha National Park ein. Hier sind mit Ausnahme des Büffels alle Spezies der „Big Five“ vorhanden. Jetzt noch mal schnell zur Toilette, denn das Aussteigen im Park ist nur an den eingezäunten Stellen erlaubt, die jedoch rar gesät sind. Gleich hinter dem Gate begrüsste uns eine Herde Giraffen. Das Fernglas konnte man ruhig beiseitelegen. Es sei denn, man wollte das Nasenloch dieser Spezies genauer unter die Lupe nehmen. Als nächstes trotteten Steppenzebras über die Strasse und Gnus genossen den Schatten unter den Bäumen. Auch am Abend hielten uns keine zehn Pferde in dem eingezäunten Campingplatz, denn wir wollten ja Tiere sehen.
Bereits in den ersten 24 Stunden bekamen wir drei der „Big Five“ zu Gesicht. Viele alteingesessene Safarikenner werden jetzt sagen, das ist nichts Spezielles. Aber die kleine Regenzeit hatte Anfang Dezember begonnen, also war nun im Park ausreichend Wasser sowie Futter vorhanden und die künstlichen Wasserlöcher nicht mehr so begehrt. Für die Zweibeiner hiess das Augen auf und fahren, fahren und noch mal fahren. Schlussendlich hatten wir 1000 neue km auf dem Tacho, welche wir definitiv mit zu den Schönsten unserer Reise zählen.
Jeder Tag hatte etwas Besonderes für uns im Angebot. An einem jagten wir einer Herde von 12 Elefanten hinterher, die gen Nordosten zogen und auf ihrem Weg noch schnell aus einem Schlammloch ihren Durst löschten und ein Bad nahmen. Ein anderes Mal tauchte direkt vor uns ein Gepardenweibchen mit ihren vier kleinen Jungen auf. Auch wurde uns der Kreislauf der Natur vor Augen geführt. Während wir auf einen einsamen alten Löwen trafen, der sich beim Wasser saufen, kaum noch auf den Beinen halten konnte, sichteten wir am nächsten Morgen ein 12 köpfiges Löwen-Rudel drei davon Junge, welches eine Oryx-Antilope verputzte. Wer seine Familie nicht mehr verteidigen kann, wird von der jüngeren Generation abgelöst. Traurig, wenn man sieht, wie herzlich sonst miteinander umgegangen wird. Vorausgesetzt man lässt die eine oder andere Sitte ausser acht, denn wer hats schon gern, dass einem zur Begrüssung vor die Füsse gepinkelt wird. Auch muss man sich erst an die Rangordnung beim Fressen gewöhnen. Zwar sind die Löwenweibchen für die Nahrungsbeschaffung zuständig. Wenn der Chef jedoch eingetroffen ist, müssen alle anderen zunächst zuschauen. Schnell kommt es dann zu Rangeleien, wenn das mal wieder einer nicht kapiert hat.
Zwei ein halb Stunden beobachteten wir dieses Spektakel und die drei herumtollenden kleinen Rabauken in der ersten Reihe aus 5 m Entfernung bis das Rudel mit dicken runden Bäuchen davon stolzierte. Ein Kindertraum war in Erfüllung gegangen. Aber es sollten noch mehrere folgen. Unser Weg führte nicht nur vorbei an grossen Giraffen-, Zebra- und Antilopenherden, sondern auch durch sie durch. Teilweise wusste man nicht, wo man als erstes hinschauen sollte. Auch erwischten wir ein Löwenpärchen, welches wahrscheinlich dachte am Abend auf der Strasse, weit ab von ihrem Rudel, hätten sie ein paar Minuten Zeit für sich. Tja, da hatten sie die Rechnung ohne uns gemacht.
An unserem letzten Tag, es war Heilig Abend, machte uns das Christkind ein ganz besonderes Geschenk. Gleich zwei Elefantenherden kreuzten unseren Weg. Ein mehrmaliges zählen war nötig, bis wir uns sicher waren: Wir waren 30 Elefanten auf die Schliche gekommen. Und das teilweise gerade mal 3 m von uns entfernt. Schöner konnte sich dieser Park nicht von uns verabschieden.
Die Weihnachtstage verbrachten wir auf einer Gästefarm kurz vor Windhoek. Hier konnten wir einen Leoparden, welcher in einem weitläufigen Gehege gehalten wird, auf einem Gamedrive hautnah erleben. Wenn auch kein Zaun zwischen Tier und uns stand, es ist doch nicht das Gleiche, wie wenn man einen dieser wunderschönen Katzen in der Wildnis treffen würde. Daher stand er ab da ganz oben auf Sonjas Liste: Will ich unbedingt sehen.
Nach gut fünf Wochen hiess es Abschied nehmen. Markus Eltern flogen wieder zurück auf die Nordhalbkugel, während wir in Windhoek zurück blieben. Aber nicht ganz allein, denn man erwartete uns schon. Anita und Roger, mit denen wir bereits einige Wochen in Australien unterwegs waren, hatten ein Plätzchen auf dem Camping in Namibias Hauptstadt für uns warm gehalten. Die Gibb-River-Road-Reisegruppe war wieder vereint. Natürlich gab es viel zu erzählen und lachen.
Einige Tage später drehten auch wir Windhoek den Rücken zu und machten uns zu viert auf den Weg gen Süden in die Wüste. Auf einer roten Düne wollten wir mit Elke und Bernd, zwei Afrikareisenden, sowie Nicole und Hagen, den Jahreswechsel feiern. Bei Temperaturen jenseits der 50 Grad bekam uns jedoch keiner aus dem Schatten, geschweige denn waren wir zu grossen Taten fähig. Zum Glück wurde es deutlich kühler, sobald die Sonne untergegangen war. So konnte die Party doch noch starten, welche bis in die frühen Morgenstunden dauerte. Auch wenn dieses Jahr für uns das Feuerwerk ausblieb. Der Sternenhimmel glänzte mit den schönsten Sternschnuppen.
In welche Richtung es uns im neuen Jahr gezogen hat, ob weiter gen Süden oder in den Norden?! Erfährst Du bald im nächsten Bericht.
Ein frohes neues Jahr wünscht das gesamte N-Team
Markus und Sonja