Alaska
Oh, wie hatten wir uns auf dieses Fleckchen Erde gefreut; die Tiere, die Gletscher, die Berge. Aber für uns ist Alaska im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Und wenn nicht so, dann in Flammen aufgegangen. Dabei hatte alles so gut angefangen.
Bei herrlichem Sonnenschein überquerten wir Mitten in der Pampa via Top of the World die Grenze. In Tok machten wir uns schnurstracks auf ins Visitor Center, um uns über die „Einlassbedingungen“ für den Denali National Park, mit dem höchsten Berg Nordamerikas, dem Mount McKinley, zu informieren, was unser nächstes grosses Ziel sein sollte. Dort hinein zu gelangen ist nämlich nicht ganz einfach, da im Park Privatautofreizone herrscht, und die Shuttle-Busse meistens schon weit im Voraus ausgebucht sind. Allerdings riet man uns von einem aktuellen Besuch dieser Gegend ab, denn dort wüteten rd. 60 Waldbrände und man würde gar nichts sehen. Also ging es zunächst einmal Richtung Süden in den Wrangell-St. Elias National Park, der zusammen mit dem Kluane National Park in Kanada eines der weltweit grössten Gebiete unberührter Bergwildnis umschliesst. Hier befinden sich 9 der 16 höchsten Berge Alaskas. Leider oder vielleicht auch zum Glück, kommt immer darauf an aus welcher Blickrichtung man die Sache betrachtet, ist der Park nur über zwei kurze Strassen zu erkunden. Aber auch hier wurde die Sicht teilweise durch den Rauch weiter südlich gelegener Waldbrände eingeschränkt. Trotzdem konnten wir einige der gletscherverhangenen Berge erkennen.
Auch schnürten wir mal wieder unsere Wanderschuhe unter. Auch wenn der Weg abenteuerlich begann, eine Machete wäre nützlich gewesen um das ganze Gestrüpp, was den Weg bedeckte, zu bändigen, um nicht auf allen Vieren kriechen zu müssen, liess er in unseren Augen jedoch bald an Attraktivität nach.
Weiter gings über den Richardson Highway nach Valdez, endlich mal wieder zum Meer. Auch auf dieser Strecke konnte man in der Ferne die Rauchschwaden erkennen, die die Berge einnebelten. Aber wir liessen uns nicht entmutigen, denn an der Küste brennts bestimmt nicht. Nein, dafür regnets. Den am Strassenrand befindlichen Worthington Gletscher durften wir noch bei Sonnenschein geniessen. Als wir dann in Valdez ankamen war von dem gross angekündigten pittoresken Erscheinungsbild dieses kleinen Städtchens nicht viel zu erkennen. Die Wolken hingen in den Bergen und drohten sich jeden Moment zu entleeren. Etwas bedröppelt begannen wir unsere Planung für die nächsten Tage. Von Christina hatten wir den heissen Tipp einer Ice Kajaktour bekommen. Und rd. eine Stunde waren wir für den nächsten Tag angemeldet. Zwar wollten wir am Folgetag eigentlich mal wieder ausschlafen, aber der Wetterbericht sah danach noch wüster aus.
So standen wir also am nächsten Morgen fast pünktlich um 8 Uhr vor dem Laden des Veranstalters und probierten fleissig Regenhosen, Schwimmwesten, Gummistiefel und „Spritzrock“, bevor uns erklärt wurde, was wir zu tun haben, wenn unser Kajak umkippt, und wir es schaffen sollten, nicht von einem Orca angeknabbert zu werden. Nach knapp 1 ½ Stunden Gerödel gings dann mit dem Schnellboot in Richtung Columbia Gletscher. Killerwale bekamen wir leider nicht zu sehen, aber die Eisberge schimmerten in diversen blautönen und Formen um die Wette. Es ist schon ein Erlebnis zwischen diesen Riesen hindurch zu paddeln auch wenn man das Gefühl von Erfrierungen an Nase und Händen spürt. Der Regen blieb zum Glück aus und so hatten wir mal wieder einen wunderschönen Tag. Zum krönenden Abschluss trafen wir auf dem Rückweg noch auf einen Seeotter.
In der Nacht regnete es sich dann endgültig ein und die Wettervorhersage für die kommenden Tage sah nicht besser aus. Allerdings galt dies auch für unser nächstes Ziel Seward. So schlichen wir langsam via Kennicott, wo wir erneut auf dicke Rauchschwaden stiessen, über Glenn Highway und den Hatcher Pass in Richtung Anchorage. Seltsamerweise bekamen wir nur sehr selten Regen ab. Sollte der Wetterbericht etwa daneben liegen? Unterwegs trafen wir dann wieder auf Peter, Petra uns Alessandra, die uns allerdings von Dauerregen im Süden erzählten. Teilweise fuhren die Ausflugsschiffe zu den Gletschern schon nicht mehr. Jetzt hiess es für uns nur hoffen.
In Anchorage plazierten wir unseren Nisto direkt neben alte Bekannte, Ruth und Walter, und so konnten wir unsere Vereinbarung vom letzten Treffen in die Tat umsetzten. Die beiden spendierten Schweinebraten aus ihrem Ofen, während wir die glacierten Möhrchen beisteuerten. Es war ein riesen Festschmaus, den wir so schnell nicht vergessen werden. Aber nicht nur die beiden trafen wir hier wieder. Auch Margrit und Walter, die wir in Dawson City kennengelernt hatten, waren mit von der Partie. Ausserdem kam es dann zum offiziellen Treffen mit Christina. Der Campingplatz ist zwar in keinster Weise zu empfehlen, es sei denn man hat seinen Wecker vergessen und muss um 8 Uhr morgens aufstehen. Dabei hilft der ellenlange Zug, der allmorgendlich mit mehreren lauten Tututuuuuuuts direkt an den Einheiten vorbeifährt. Aber wir hatten eine lustige Zeit.
Allerdings kam der Tag der Entscheidung. Wohin sollte es für uns weitergehen? Die Wettervorhersage zeigte für die nächsten 10 Tage immer noch auf Regen sowohl im Süden als auch im Denali Park, denn den wollten wir ja nun auch nachholen. Was sollten wir machen? Schlussendlich entschieden wir uns mit sehr schweren Herzen gegen den Süden.
So fuhren wir über den Denali Highway wieder gen Osten und genossen herrliche Tage ohne Regen und campierten an unberührten Plätzen in totaler Stille. Abends gingen wir neben den Biebern und Enten schlafen, die die letzten Sonnenstrahlen ausnutzten. Morgens wurden wir von einer Elchkuh geweckt, die im nahen See plantschte. Auch hatten wir uns gegen den Trip über Fairbanks und den Besuch beim Sami Claus entschieden, was sich im Nachhinein nicht nur wegen der wunderschönen Landschaft auf dem Denali Highway als Richtig herausstellte, denn je nördlicher wir kamen, desto rauchverhangener war die Luft wieder. Die Waldbrände wüteten hier oben also immer noch.
In der Zwischenzeit haben wir die kanadische Grenze passiert und das Thermometer übersteigt wieder die 30°. Die Hoffnung auf Wale und Gletscher haben wir jedoch noch nicht aufgegeben. Sonja hat da etwas entdeckt, was uns in vollen Zügen entschädigen könnte. Jetzt heisst es Daumen drücken. Wir werden berichten.
Adios
Markus und Sonja