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Peru - Opsi und nitsi - 27.05. - 17.06.2019

Opsi und nitsi - rauf und runter durch Nordperu

Von Lima aus wollten wir wieder zurück in die Berge, denn die Küstenstrasse hat auch nach 10 Jahren immer noch keinen Reiz. Ausserdem wollten wir nicht unsere gute Höhenakklimatisation aufs Spiel setzen, denn wir hatten noch einige Ausflüge in Höhen um 4.000 m.ü.M. geplant. So befanden wir uns bereits zwei Tage später in der Cordillera Blanca. Grosse Wanderungen, wie vor 9 Jahren, konnten wir zwar mit unseren Kindern nicht mehr machen, aber es gab immer noch für uns unbekannte wunderschöne Plätzchen, die wir sehr gut mit unserem Nisto erreichen konnten.

Als erstes statteten wir den Ruinen Chavin de Huantar, welche von der UNESCO 1985 zum Weltkulturerbe erklärt wurden, einen Besuch ab. Sie bestehen aus einem Haupttempel, der über ein Tunnellabyrinth erbaut wurde, was vor allem für die Kinder sehr spannend war. Unser weiterer Weg führte uns ein Stück an der Ostseite der Cordillera Blanca Richtung Norden, bis wir dann die Bergkette überquerten. Dabei kamen wir den schneebedeckten Bergen sehr nah und sahen wunderschöne türkisfarbene Gletscherseen. An der Laguna Paron liessen wir uns für zwei Nächte nieder. Spazierten am See entlang, bevor es durch den Canon del Pato oder auch Entenschlucht genannt, weiter durch die Berge gen Norden ging.

Eigentlich hätten wir es ja von unserer ersten Reise durch Peru wissen müssen, aber wie schnell vergisst man. So schön die Fahrt durch die Berge Perus auch ist, so anstrengend kann sie werden. Hat man sich gerade auf 4.000 m.ü.M. im gefühlten Schritttempo hochgeschraubt, geht es auch schon wieder runter auf 1.500 m.ü.M. nur um sich auf der anderen Flussseite wieder den nächsten Berg hoch zu quälen. Das ganze erfolgt auf einspurigen in der Zwischenzeit zum grössten Teil asphaltierten Strassen. Allerdings müssen auch diese unterhalten werden, so dass hier und da stundenlange Sperrungen nicht selten sind. Aber davon liessen wir uns die Laune nicht verderben. Allerdings hatten es nicht nur die Strassenführungen in sich, auch die kleinen Dörfer, die wir durchqueren mussten, stellten uns nicht selten auf die eine oder andere Herausforderung. Nicht immer schafften wir es auf dem direkten Weg. Immer wieder versperrten uns auch hier Baustellen die Weiterfahrt. Als Alternative schlug uns das GPS im Gegenzug Wege mit Treppen vor. Da hörten wir dann doch lieber auf die Einheimischen, die uns schnell zur Hilfe eilten, aber auch diese kannten nicht jede Baustelle in ihrem Dorf. So dass wir gleich mehrere Meinungen der Einwohner zusammen sammeln mussten, um auf der anderen Seite des Dorfes wieder auf die richtige Strasse zu finden. An einem Tag bzw. 10 Stunden schafften wir gerade mal 200 km.

In Cajamarca bzw. Banos del Inca gönnten wir uns mal wieder ein Privat-Bano und planschten in leicht schwefelhaltigem Thermalwasser. Danach schlemmten wir in einem feinen Restaurant. Da wir noch keinen Schlafplatz hatten, fragten wir spontan nach, ob wir auf dem Parkplatz unser Nachtlager aufschlagen könnten. Nach einem ersten Ja, kam jedoch kurze Zeit später ein Nein, da wir ganz alleine in dem Restaurant bleiben würden. Dass wollten sie dann wohl doch nicht. Spontan schlug uns der Kellner jedoch vor auf seinem Grundstück, auf dem er aktuell ein Haus baute, unseren Nisto zu parken. Dieses Angebot nahmen wir natürlich gerne an, denn langsam wurde es dunkel. Eine erholsame Nacht fühlt sich jedoch anders an, denn noch vor Sonnenaufgang weckte uns der Hahn der Nachbarn. Na dann starten wir unser Kulturprogramm etwas früher. Gegenüber unseres Schlafplatzes befanden sich die Ventanillas de Otuzco. Hierbei handelt es sich um ein Präinkaheiligtum; in den Fels gehauene Nischen, in denen vor 1400 Jahren Tote bestattet wurden, wie man vermutet. Weiter ging es in das kleine verschlafene Dörfchen Pollock. Hier befindet sich eine wunderschöne Kirche, welche mit Mosaikbildern verziert wurde. Die Künstler sind 13 - 16-jährige Schüler und Kunststudenten dieser Gegend. Noch nicht viele Touristen verirren sich hierhin, lange wird es aber nicht mehr dauern, denn hierbei handelt es sich wirklich um einzigartige Kunstwerke. Unser Kulturprogramm führte uns anschliessend nach Revash, Mausoleen, die sich in einer Steilwand befinden und zu den Sarkophage von Karajia, Steinstatuen, welche Mumien verbargen. Unser letztes Ziel in Peru waren zwei der 10 höchsten Wasserfälle der Welt, welche sich hier im Norden befinden. Während man sich die Goctafälle (771 m) aus einem kleinen gemütlichen Cafe in dem Dorf Cocachimba aus der Ferne anschauen kann, muss man die Yumbilla-Fälle (870 m) erwandern. Der Weg dorthin führt durch Dschungel vorbei an zwei weiteren wunderschönen Wasserfällen. Es war ein schöner, wenn auch für die Kinder nicht immer einfacher Weg. Auch wenn man diesen Wasserfall nicht in seiner gesamten Pracht bestaunen kann, ist es doch ein Erlebnis, welches wir nicht missen wollen.

Nach zwei weiteren Fahrtagen standen wir an der Grenze zu Ecuador, an der wir, während unserer ersten Reise, schon gute Erfahrung gemacht hatten, zumindest auf peruanischer Seite. Die ecuadorianischen Grenzbeamten hatten seinerzeit die Fahrgestellnummer nicht korrekt in das Aduanapapier übertragen, was uns beim Verschiffen später zusätzliche Nerven kostete. Aber alle machen Fehler, und wir sind ja nicht nachtragend. Also begaben wir uns zuerst zur peruanischen Migration. Bereits hier wurde gemurmelt, dass wir heute nicht nach Ecuador einreisen könnten. Häää, wieso? Aber eine weitere Frau im Migrationsoffice winkte ab, alles i.O., wir sollen nur gehen. Zügig war die Ausreise erledigt, und wir machten uns auf zu den Ecuadorianern. Der Mann, zuständig für die Einreise von Nisto, begrüsste uns freundlich, öffnete den Balken und zeigte, wo wir unsere Einreisestempel erhalten könnten. Bei dem "erhalten könnten" ist es dann auch geblieben. Der Grenzbeamte teilte uns mit, dass sie die nächsten 6 Tage an dieser Grenze keine Personen nach Ecuador einreisen lassen dürfen. Uns blieb der Mund offen stehen. Das kann doch nicht sein, dass ist jetzt ein Scherz oder? Wir versuchten den Grund zu erfahren, was uns aber nicht gelang. Ob es an unserem Spanisch lag oder der Grenzbeamte selber nicht genau wusste warum. Sein Chef hatte diese Anweisung gegeben, also war das so. Ganz gaben wir die Hoffnung allerdings noch nicht auf, schliesslich sind wir in Südamerika, da ist so einiges möglich. Aber auch als wir unseren letzten Joker "weinende Kinder" zogen, blieb der Grenzbeamten dabei. Wir mussten wieder umdrehen. Allerdings nur, um auf der anderen Seite vom peruanischen Zollbeamten zu erfahren, nö, der Wagen kann heute nicht mehr einreisen. Nun begann ein hin und her. Mal sah man Markus über die Brücke zu den Ecuadorianern laufen, mal Sonja. Schlussendlich versuchte es sogar der peruanische Grenzbeamte bei seinem Chef, dass dieser den Ecuadorianischen Chef überzeugen solle uns doch bitte die Einreise zu ermöglichen. Aber der Grenzbalken blieb an diesem Tag für uns geschlossen. Aber immerhin liess sich der peruanische Zollbeamte erweichen, Nisto am gleichen Tag doch wieder einreisen zu lassen. So blieb uns zumindest eine Nacht neben dem Grenzbalken erspart. Im Nisto herrschte trübe Stimmung, aber was will man machen.

Am nächsten Tag nahmen wir die rd. 500 km bis zur Peruanischen Küste in Angriff, wo wir es ein zweites Mal mit der Einreise nach Ecuador versuchen wollten. Wir fuhren 12 Stunden bis wir im Dunkeln den westlichsten Punkt Südamerikas erschöpft und müde erreichten. Wir brauchten dringend eine Pause. Auf Grund des Windes war dies jedoch lediglich ein geeignetes Plätzchen, um innerhalb von zwei Stunden die Wäsche zu trocknen. Also packten wir unsere Sachen wieder zusammen und machten uns auf den Weg nach Zorritos, wo wir ein kleines, wenn auch sehr volles, herrliches Plätzchen direkt am Strand fanden. Zu unserer Freude gesellten sich am Abend auch noch unsere polnischen Reisefreunde hinzu, und so begann ein herrliches Wochenende mit einem allabendlichen Assado, Kindergeburtstagsparty und tropischen Nächten, auf die wir so lange verzichten mussten. Wir hatten nicht geahnt, dass die Küste Perus auch karibisch kann. Schlussendlich hatte der 332 km lange Umweg doch etwas Gutes.

Nach diesem entspannten Wochenende steuerten wir gemeinsam die Grenze zu Ecuador an. Ob man uns diesmal reingelassen hat, dann im nächsten Bericht.

Grüsse aus dem Nebelwald

Markus und Sonja mit Leandro und Milena

Distanz gefahren: 3078km
Übernachtungen im Nisto: 21 (3 Organisiert, 18 Frei)
Maximale Höhe: 4767müM bei S9 07.721 W77 30.735
Minimale Höhe: 0müM
Maximale Geschwindigkeit: 87km/h