Hier wurden wir mal wieder von Schleppern, Geldwechslern und Versicherungsagenten in Empfang genommen. Die Zeit der ruhigen gemütlichen Grenzen war also tatsächlich vorbei. Aber nach einer Stunde prangte in unseren Pässen das Visum, und mit einem freundlichen „Welcome to Mosambik“ wurden wir auf die Strasse entlassen.
Es war noch früh, als wir Maputo, unser erstes Ziel und die Hauptstadt Mosambiks, erreichten und unsere To-Do-Liste lang, also warum Zeit verlieren. Das hiess allerdings für Markus trotz schweisstreibender 40 Grad ab in lange Hose und Hemd, und freundlich bei der Malawischen Botschaft anklopfen, denn Schweizer brauchen für dieses Land, welches wir als nächstes Ziel hatten, ein Visum. Eine gute halbe Stunde später, Sonja war in der Zwischenzeit im Nisto fast gar gebrutzelt, denn Schatten war Mangelware, prangte in Markus Pass das Eintrittsticket für eins der ärmsten Länder der Welt. Das Ganze für US$ 150 und gezahlt wird bitte nur mit frisch gedruckten 20er-$-Scheinen. Sonst noch nen Wunsch? Zum Glück hatten wir einige gute Noten in unserer Reserve. Auch am nächsten Tag stand noch einmal Büroarbeit an. Diesmal ging es in die Heimat, ein neuer Reisepass muss her, denn in Afrika werden schnell mal zwei Seiten bei der Einreise benötigt. Nach einer Stunde schwitzen in langer Kleidung konnten wir aber endlich der Stadt den Rücken zuwenden. Mit grossen Schritten ging es an der Küste gen Norden. Wir hatten es genau rechtzeitig zur Walhai Saison in dieses Land geschafft und konnten es kaum noch erwarten, endlich abzutauchen.
Begleitet wurden wir von zig Kinderaugen, die auf dem Weg von oder zur Schule waren. Sie riefen und winkten uns zu. Waren wir mal wieder abseits von der Strasse im Sand unterwegs, rannten sie teilweise sogar hinter uns her. Da mussten wir dann schon aufpassen, dass sie sich nicht hinten aufs Trittbrett von Nisto stellten. Zwar war die Verständigung nicht immer einfach, denn obwohl Portugiesisch die Amts- und Geschäftssprache Mosambiks ist, ist es noch lange nicht die Muttersprache. Und auch wir konnten ja nur Spanisch. Aber Afrikaner zeigen eine Bereitschaft auch ohne gemeinsame Sprache zu kommunizieren.
In Tofo angekommen, richteten wir uns für die nächsten Tage auf einem Campingplatz bei einer Tauchschule ein. Gleich am nächsten Tag ging es mit dem Motorboot, zu den bekanntesten Tauchplätzen dieser Gegend. Wir hatten bereits im Vorfeld einiges von der rauen See gehört, aber was uns dort geboten wurde, überstieg alles. Trotz Tabletten konnte Sonja nur mit Mühe und Not verhindern, dass sie sich das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen liess. Unter Wasser herrschten Strömungen, die einem den Atemregler fast aus dem Mund rissen. Krampfhaft versuchten wir uns irgendwo festzukrallen um wenigstens ein Bisschen von dem wunderschönen Riff und den bunten Fischen mitzubekommen. Zu unserer grossen Enttäuschung glänzten die Mantas, welche schon fast Stammgäste an diesen Plätzen sind, mit Abwesenheit. Auch die Walhaie waren bereits in den letzten Wochen Mangelware geworden. Ob es an dem Zyklon lag, der vor einigen Wochen über die Küste gezogen war bzw. dem neuen, der zum Glück auf offener See gen Süden zog. Wir werden es nie erfahren. Noch ein zweites Mal tauchte Markus in die Tiefen ab, während Sonja mit leichtem Durchfall zu kämpfen hatte. Aber auch hier blieben die für die Gegend bekannten Attraktionen aus. Allerdings entschädigten die schönen Riffe mit den bunten Fischen.
Nun steuerten wir ins Landesinnere durch eine afrikanische Bilderbuchlandschaft. Vor allem die traditionellen Dörfer mit ihren Rundhütten in Mitten der riesigen, knorrigen Baobabs hatten es uns angetan. Ein Bisschen erinnerten sie uns an die Behausungen der Schlümpfe. Irgendwoher müssen die Trickfilmschreiber ja ihre Ideen her haben. Eigentlich wollten wir für ein zwei Tage auf einer kleinen Farm, welche von Schweizern geführt wird, eine Pause einlegen und ein Bisschen über die Landwirtschaft in diesen Breitengraden erfahren. Leider war die Familie aber fürs Wochenende an die Küste gefahren. So wurde leider nichts daraus.
In Tete, die letzte grössere Stadt vor der Malawischen Grenze, angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Der erste im Reisführer angegebene, existierte bereits nicht mehr und auch der zweite, welcher seinerzeit von einer Reformationskirche geführt wurde, sah eher verlassen aus. Da wir aber nicht wussten wohin, klopften wir an und keine zwei Minuten später stand unser Nisto nicht weit von der Matratze einer jungen Familie, die wohl jetzt das Grundstück bewohnten, entfernt. Den Nachmittag verbrachten wir mit der sechsjährigen Tochter und ihren beiden Freundinnen. Allerdings blieb es nicht bei den Dreien. Unsere Anwesenheit schien sich herumgesprochen zu haben und so trudelten immer mehr Kinder ein. Wir spielten Fussball, malten, zeigten ihnen Fotos von unseren Familien oder versuchten einfach ein Bisschen mit ihnen zu plaudern. Es waren ganz besondere Stunden, die wir an diesem Ort erleben durften. Wir befanden uns mal nicht auf einem von Zäunen oder hohen Mauern umgebenen Campingplatz sondern in Mitten eines kleinen Vorortes der Stadt. Dort wo es nicht selten vorkommt, dass man abends mit einem hungrigen Magen zu Bett geht. Trotzdem scheinen die Menschen hier voller Lebensfreude zu sprühen. Es viel uns schwer, nicht unsere „Wunderkiste“ aufzumachen und den Kindern etwas zu geben. Aber so würden wir ihnen nicht helfen. Es würde eher die Gefahr bestehen, ihren Weg zur Bettelei und zum Leben auf der Strasse zu ebnen. Also konnten wir nur hoffen, dass die Eltern, das Campingentgelt in die richtigen Dinge investierten.
Am nächsten Morgen, nachdem wir uns von der Familie verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg zur Grenze. Auch diesmal klebten die Menschen wieder an den Seitenfenstern. Immer nur ruhig bleiben, sie wollen einem ja nur helfen. Aber das fiel nicht leicht, denn sobald man ausstieg, hatten sie einen umzingelt und liessen einem kaum Luft zum Atmen. Markus versuchte sich mit diesem Anhängsel in Richtung Customs zu bewegen, als plötzlich ein Mann in Militärkleidung mit zu Boden gerichtetem Maschinengewehr auf ihn zu gerannt kam. Nanu, was will der denn, wir hatten doch alles richtig gemacht. Aber er schien es nicht auf uns abgesehen zu haben, denn wie von der Tarantel gestochen, verschwanden die Mosambikaner in alle Richtungen. So konnten wir in Ruhe unsere Ausreise organisieren.
Wie wir in Malawi empfangen wurden, und welches Andenken sich Sonja aus Mosambik mitgebracht hatte, dann im nächsten Bericht.
Hakuna Matata
Markus und Sonja