Santa Cruz
Wir waren also mal wieder in Argentinien angekommen und nach den eiskalten Nächten auf der Suche nach etwas Wärme. Unser Glück wollten wir an der Ostküste versuchen. Also fuhren wir den letzten Abschnitt der Ruta 40 bis nach Rio Gallegos um unseren Kühlschrank zu füllen. Dann gings auf gen Norden.
Unser erstes Ziel war der Parque Nacional Monte Leon. Hier wollten wir uns zum ersten Mal von der wunderschönen argentinischen Ost-Küste überzeugen. Wir wurden nicht enttäuscht, wenn man mal von der Organisation absieht. Am Abend erreichten wir den Eingang an dem ein Schild prangte „Bitte erst an der Ranger-Station 6 km nördlich registrieren“. Och nööööööö, bis wir dann wieder zurück sind, ist es dunkel, und wir finden den Campingplatz, den es hier im Park gibt, nicht mehr. Also fuhren wir unregistriert die 25 km Schotterpiste bis zur Küste. Wir werden schon nicht verhaftet, bisher schienen uns die argentinischen Ranger alle sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Aber hier war dem nicht so. Wir wollten uns gerade auf dem Campingplatz mit Blick auf die Klippen und das Meer einrichten, als einer der Ranger vorbeikam. „Nein, Ihr könnt nicht hier bleiben!“ „Wieso nicht, das ist doch der offizielle Campingplatz?“ „Ja, aber wir schliessen um 19 Uhr!“ „Das ist für uns gar kein Problem.“ „Nein, hier könnt Ihr nicht bleiben.“… Mit Engelszungen redeten wir auf ihn ein, aber es half nichts, wir mussten gehen. Anscheinend wird der Campingplatz mit Beginn des Herbstes geschlossen. Das wir nicht registriert waren, war wohl grundsätzlich nicht so das Problem.
Natürlich hatten wir keine Ahnung, wo wir bleiben sollten und in der Zwischenzeit war es auch schon dunkel geworden. Da wir nicht mehr weit fahren wollten, schlugen wir genau vor dem Eingangsgatter unser Nachtlager auf. Dann können wir ja am nächsten Morgen pünktlich um 9 Uhr rein. Pustekuchen, bis um 10 Uhr geschah nichts. Also doch registrieren gehen. Was wir dort von der Rangerin hörten, hätte uns fast den Nucki aus dem Mund gehauen. Neben den ganzen Erläuterungen zum Park, meinte sie ganz nebenbei, dass wir auch an der Küste campieren könnten. Nein, jetzt nur nicht aufregen.
Wir verbrachten einen herrlichen Tag bei den Magellanschen Pinguinen, den Seelöwen sowie am Strand mit Ausblick auf die dramatischen Sand-Klippen bevor es wieder hiess: Weiter geht’s gen Norden. In der Zwischenzeit stieg das Thermometer schon knapp unter 20 Grad. Wir hatten uns also richtig entschieden.
Immer wieder verliessen wir die Asphaltstrasse und fuhren auf Schotterstrassen direkt an der schönen Küste entlang. Wo es uns gefiel, blieben wir einfach stehen. Bis wir dann zu einem recht unbekannten Fleckchen Erde kamen, welches sich in unseren Köpfen als „Kleines Galapagos“ einprägen sollte. Auch Charles Darwin hatte hier 1834 seine Spuren hinterlassen. Angelockt wurden wir von der Aussicht Rockhopper Pinguine zu Gesicht zu bekommen. Laut schlauem Reiseführer sollten diese von Dezember bis Ende April auf einer Insel vor dem unscheinbaren Fischerstädchen Puerto Deseado ihre Kolonie haben. In freudiger Erwartung erreichten wir am Nachmittag unser Ziel und steuerten natürlich direkt einen der Touranbieter an. Leider geschlossen. Bei einem anderen klopften wir an die Tür, nur um zu erfahren, dass die Saison Ende März beendet ist. Jetzt sei es sehr schwer noch Pinguine zu finden. Unsere Enttäuschung war gross. Im Nisto zurück, wurde der Reiseführer mit nicht kindertauglichen Wörtern beschimpft. Aber wir erinnerten uns an die Worte des Anbieters, dass wir vielleicht auch mit dem Auto zum Darwins Lookout, ein Aussichtspunkt mit atemberaubendem Blick auf die Bucht des Rio Deseado, kommen könnten. Bereits im Internet hatten wir Fotos von diesem Ausflug, der normalerweise per Boot erfolgt, gesehen. Sie gab uns den Tipp, mal im Tourist-Office nach weiteren Infos zu fragen. Ausserdem hatte uns diese Strasse auf der wir die letzte Nacht verbracht hatten neugierig gemacht. Wo führte die wohl hin? Zwei Minuten später sassen wir in einem kleinen Raum, und die gute Dame überschüttete uns mit interessanten Informationen. Auch versuchte sie für uns die Estancia-Besitzer zu erreichen, über dessen Grundstück wir müssten und eine Genehmigung benötigten, um bis zum Ende der Bucht zu fahren. Leider ohne Erfolg, sie überreichte uns aber die Telefonnr.
Wir wollten uns erstmal dieser mysteriösen Strasse widmen. Und so ging es bei knapp 25 Grad achterbahnähnlich durch das Reserva Natural Ria Deseado. Die Landschaft, die uns begleitete war atemberaubend. In der Ferne hörten wir Seelöwen brüllen. Wir hatten sogar Glück einige seltene Vögel, die normalerweise auf den Inseln hausen, direkt am Strand neben der Strasse anzutreffen. Der Höhepunkt war jedoch eine Klippe, die wir nur zufällig angefahren hatten, an der zig Graue Kormorane hausten. Auch ohne Rockhopper Pinguine und Commerson Delfinen hat sich der Ausflug in dieses kleine Fischerstädtchen gelohnt, und wir verzichteten schliesslich auch auf das Ende der Bucht. Vielleicht kommen wir ja irgendwann zur richtigen Zeit wieder.
Nun wollten wir noch den letzten Tipp der guten Dame aus dem Tourist-Office auskundschaften und fuhren zum Cabo Blanco mit seinem grossen Postkarten-Leuchtturm. Hier sollte dann auch unsere Idee, welche schon einige Zeit in unseren Köpfen herumschwirrte, in die Tat umgesetzt werden. Wir wollten eine Flaschenpost auf die Reise schicken. Wir bereiteten alles am Morgen vor und warteten auf die Flut. Am 17.04. um 15:55 Uhr war es dann soweit. Im hohen Bogen machte sie sich auf Ihren Weg gen Horizont. Wir schauten ihr noch einige Zeit nach und bekamen sogar einen Seehund sowie ein paar Graue Kormorane zu Gesicht.
Nach sieben Tagen warmer Meeresluft steuerten wir wieder ins Landesinnere in Richtung Chilenische Grenze. Vorher wollten wir allerdings noch einen Abstecher zu der Cueva de las Manos machen. Auf unserem Weg nach Süden vor einigen Wochen hatten wir diesen Abstecher ausgelassen. Jetzt wollten wir ihn nachholen. Viele Fotos hatten wir schon gesehen, aber so richtig konnten wir uns nicht vorstellen, was uns wirklich erwartete. So sollte es auch bleiben, denn entgegen den Angaben im Reiseführer hatte die gleichnamige Estancia, von der aus man nach einer wunderschönen Wanderung die Höhlen erreicht, am 22. März für diese Saison geschlossen. Wieder einmal sah man das ach so hilfreiche Buch durch den Nisto fliegen. Es gab da noch eine andere Möglichkeit. Nach weiteren rd. 100 km auf sehr schlechter Schotterpiste hätte man sie direkt erreichen können. Da wir jedoch anscheinend in der letzten Zeit keinen guten Draht zu unserer Glücksfee hatten, und wir nicht mit Sicherheit davon ausgehen konnten, dass diese Seite geöffnet war, richtete sich nun unser ganzes Augenmerk auf eine kleine Stadt namens Chile Chico, direkt hinter der Grenze. Sonja hatte gelesen, dass sich in dessen Nähe noch eine Höhle befinden soll.
Ob wir auch diesmal wieder einen reibungslosen Länderwechsel hinbekamen und Glück mit den „Händen“ hatten, dann im nächsten Bericht.
Liebi Grüessli
Markus und Sonja