Guatemala
Nein, diesmal wollten wir an der Grenze nicht an einen Schlepper geraten. Das war aber gar nicht so einfach. Kaum hatten sie uns als potenzielles Opfer identifiziert, scharrten sie sich um uns, aber wir blieben hart. „No, gracias!“ hörte man uns immer und immer wieder sagen. Auch als wir dann selbständig mit der Grenzbeamtin sprachen, wiederholten sie jedes einzelne Wort … in Spanisch…. Schlussendlich gaben sie dann doch auf. Nach einer guten Stunde hatten wir diese Grenze gemeistert. Wir waren überrascht, wie schnell alles gegangen ist.
Unser erstes Ziel war Tikal eine weitere Mayaruine. In froher Erwartung auf den sagenumwobenen Sonnenuntergang richteten wir uns am Nachmittag auf dem Campingplatz direkt am Eingang ein. Leider zogen dicke Wolken auf, so dass das Spektakel ausblieb. Am nächsten Morgen hiess es früh aufstehen. Erstens zum Sonnenaufgang gucken und zweitens soll man um diese Zeit die Tiere besser beobachten können. So wurden wir pünktlich von den Heuleraffen geweckt. Leider hing dichter Nebel über den Ruinen. Wir liessen uns davon jedoch nicht abschrecken und marschierten kreuz und quer an den alten „Steinhaufen“ entlang. Dabei vergassen wir nie in die Büsche und Baumkronen zu schauen und wurden dafür reichlich belohnt. Toucans, Papageie, Spidermonkeys, Coati, … . Trotz des Nebels genossen wir es sehr, und zur Belohnung für unsere Ausdauer verschwand er am Ende unseres Besuches dann doch noch.
Wieder auf der Strasse tuckerten wir in Richtung Süden direkt in den Regen, der erst am nächsten Morgen wieder aufhörte. Zum Glück, denn die folgenden 199 Kilometer bis zu unserem Ziel hätten sonst noch länger gedauert. Auf einer autobahnbreiten, wie ein Schweizer Käse durchlöcherten Schotterstrasse war an eine Geschwindigkeit > 20 km/h nicht zu denken. Die Stunden zogen nur so dahin und ein Ende war nicht in Sicht. Langsam wurde es dunkel, doch noch immer hatten wir unser Ziel nicht erreicht. Die ganze Zeit hielten wir Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz, aber nichts. Auf kurvigen Strassen ging es bergauf und bergab, immer wieder durch kleine Bergdörfer. Um 8 Uhr erreichten wir dann erschöpft Semuc Champey, wo wir unser Zelte aufbauten. Dieses Dörfchen ist bekannt für ihre 300m lange natürliche Lehmsteinbrücke auf der eine Serie von Pools zum Schwimmen einladen und unter der der Rio Cahabon fliesst. Am nächsten Morgen liessen wir uns ein Bad in den Gewässern natürlich nicht nehmen. Da die Sonne mit Abwesenheit glänzte, machten wir uns jedoch am gleichen Tag noch auf den Weg über den angeblich schönsten Abschnitt Guatemalas. Bestätigen können wir dies nicht, denn wir haben nichts gesehen. Die Regenwolken hingen tief und entliessen sich regelmässig von ihrer schweren Last. So tuckerten wir etwas mürrisch die Strasse entlang. Wo hatten wir doch gleich noch mal gelesen, dass wir uns aktuell in der Trockenzeit befinden? Ausserdem machte uns die Beschilderung etwas zu schaffen. Die Strasse, die wir gen Süden gewählt hatten, durchquerte etliche kleine Städtchen. Das letzte Strassenschild, welches uns die Richtung wies, sahen wir am Eingang der Stadt. Das nächste war, wenn überhaupt, grundsätzlich erst am Ende der Stadt zu finden. Dazwischen lag ein grosses Labyrinth aus kleinen, holprigen, Einbahnstrassen aus dem man den richtigen Weg nach draussen finden musste. Auf dieser Suche schienen uns Märkte magisch anzuziehen, denn in jeder zweiten Stadt steuerten wir direkt hinein.
Auch an diesem Tag hätten wir unser Ziel nicht vor der Dunkelheit erreicht, und so blieb uns nichts anderes übrig in einem kleinen Dorf die Polizei zu fragen, ob wir vor ihrem Office schlafen dürften. „Ja selbstverständlich, kein Problem, macht nur!“ Wir waren überrascht über die fast schon Selbstverständlichkeit, aber bereits einige Minuten später bekamen wir die Rätselslösung: Direkt vor der Polizeistation befindet sich der für uns Ausländer absolut nicht erkennbare „Busbahnhof“. Und da keiner der Einheimischen den Bus am frühen Morgen verpassen wollte, legten sich bestimmt 30 weitere Personen auf den Asphalt um hier zu übernachten.
Ohne Frühstück, der Bäcker hatte noch geschlossen, zogen wir am frühen Morgen weiter. Unsere Hoffnung auf ein Bisschen Sonnenschein machten die dicken Regenwolken gleich wieder zu Nichte, dafür sahen wir etliche Kinder, die am Strassenrand standen und uns zuwinkten. Wollten die mitgenommen werden? Nein, sie schienen einfach Freude dran zu haben und so winkten wir fleissig zurück.
Mit einem kleinen Abstecher nach Quetzaltenango erreichten wir den Atitlan Lake. Zumindest vermuteten wir, dass wir am Ziel waren, denn zu sehen bekamen wir nur dichten Nebel. Der nächste Morgen gehörte einem der grössten Märkte Guatemalas in der Stadt Chichicastenango. Natürlich hatte der Regengott kein Einsehen und öffnete die Himmelsschleusen in regelmässigen Abständen. Aber wir trotzten der kalten Nässe und mischten uns unter die Einheimischen. Am Nachmittag kehrten wir zum Atitlan Lake zurück, wo wir uns erneut mit Angie und Phil trafen und einen sehr lustigen Abend verbrachten.
Am nächsten Tag hiess es, seit Tagen erstmals wieder bei Sonnenschein, auf nach Antigua, wo wir uns für unseren nächsten Grenzübergang „vorbereiteten“. Eigentlich war der Plan gewesen Weihnachten auf der Insel Roatan in Honduras zu verbringen. Das dortige Regenwetter, die Suche nach der passenden Unterstellmöglichkeit für den Nisto sowie der Druck von der Reederei hinsichtlich des Verschiffungstermins Ende Januar, liess uns jedoch unsere Pläne ändern und anstelle den direkten Weg durch El Salvador einzuschlagen.
Wie es weitergegangen ist, dann im El Salvador Bericht.
Die Regengeplagten
Markus und Sonja