Utah / Arizona / Colorado / Utah
Nach Las Vegas ging es für uns wieder gen Osten. Unser erstes Ziel war der Zion National Park. Als wir am Abend vor dem Visitor Center ankamen, war der Campingplatz im Park natürlich schon voll. Also wichen wir auf den Privaten kurz vor dem Eingang aus. Wir hatten einfach keine Lust mehr 10 mi zurückzufahren. Dort hätte man im Wald für lau campieren können. Ausserdem freuten wir uns auf eine warme Dusche. Wie sich im Nachhinein herausstellte ein grosser Fehler.
Das die privaten Campingplätze einer Büchse Ölsardinen gleichen, ist uns in der Zwischenzeit ja bekannt, aber bei 30 $ zzgl. Taxe im Zelt ohne Stromanschluss für eine Nacht nur eine 6 Minuten-Dusche pro Person inklusive. Wo kommen wir denn dahin, selbst Spagetti brauchen länger bis sie al dente sind. Ausserdem waren die Restrooms auf der Zeltseite reif für die Putzfrau. Naja, war ja nur für eine Nacht, die allerdings sehr kurz war. Jedenfalls für Sonja, denn Markus schlief den Schlaf der Gerechten. Noch vor Sonnenaufgang wurde sie von einer quer über den Campingplatz rufenden Frau geweckt. Irgendeiner ihrer Sprösslinge schien reisausgenommen zu haben. Nach einer Ewigkeit endlich wieder im Land der Träume angekommen, meinte ein Busfahrer sein Gefährt schon eine halbe Stunde vor Abfahrt anzuschmeissen. Vielen Dank, es war sieben Uhr und an Schlaf war jetzt definitiv nicht mehr zu denken.
Nach diesem schlechten Start in den Tag konnte es ja nur besser werden. Mit dem Shuttle (Privatfahrzeuge sind in der Zwischenzeit im zentralen Teil des Park verboten) machten wir uns auf zu unserem Ausgangspunkt unserer ersten Wanderung mit dem Ziel „Angels Landing“. Während das erste Stück einer Autobahn glich, wurde es am Ende doch kniffelig. Klettern auf allen Vieren war angesagt, ja nicht nach unten sehen. Aber auch dieses Teilstück haben wir gemeistert und konnten die wunderschöne Aussicht geniessen.
Wieder unten angekommen, stiegen wir erneut in den Shuttle mit Richtung Parkende zu den Zion Canyon Narrows. Um jedoch die wirklichen Narrows zu sehen, wie man sie auf Fotos kennt, muss man noch ein ganzes Stück durch den Fluss waten. Erst dann gelangt man zu den 600 m hohen Sandsteinwänden, deren Abstand teilweise auf einen Meter schrumpft. Eigentlich haben wir ja unsere „Wasserschuhe“ dabei, nur irgendwie hatten wir sie morgens nicht in den Rucksack gepackt. Da standen wir nun und schauten den Leuten zu, wie sie losmarschierten. Wir wollten doch auch. Nach einigem hin und her, sah man uns, allerdings barfuss, mit einem Holzstock bewaffnet durch den Fluss stampfen. Leider kamen wir jedoch nie bei den Narrows an. Wir hatten zwar schon einige Stromschnellen und Wasser bis zu den Knien gemeistert, aber vor der Schlüsselstelle, wo einem das Wasser bis zur Hüfte ging, haben wir uns dann doch gedrückt. So wird also dieses Teilstück der Erde von uns verschont bleiben.
Nach einer Nacht im schönen Red Country kamen wir am nächsten Morgen im Bryce Canyon National Park an. Auch hier erwarteten uns bizarre und bunte Felsformationen. Natürlich hiess es wieder hinein in die Wunderwelt und so „stolperten“ wir über unsere zweite Klapperschlange. Es ist noch relative praktisch, wenn sie sich vorher mit ihrer Rassel am Schwänzchen bemerkbar macht, so kann man sie nicht verfehlen. Wieder auf dem Parkplatz angekommen, trafen wir auf Peter. Er ist Ende letzten Jahres mit seiner BMW in Südamerika gestartet und jetzt, genauso wie wir, auf dem Weg nach Alaska. Gemeinsam verbrachten wir einen lustigen Abend mit vielen Infos über Südamerika.
Nun sollte er aber kommen, der Höhepunkt unserer Reise durch Amerika: The Wave (Die Welle) in der Paria Wilderness. Dieses Weltwunder wird noch nicht seit langem in den Reiseführern beschrieben. Allerdings ist es auch schwierig dorthin zu kommen. Nicht weil man waghalsige Klettertouren meistern muss. Nein, die Wegbeschreibung bekommt man nur dann, wenn man bei einer Lotterie vor Ort oder vier Monate im Voraus im Internet gewonnen hat. An dieser nehmen aber täglich 27-60 Leute teil und nur insgesamt 20 Personen pro Tag (10 via Internet und 10 vor Ort) kommen in den Genuss. Jetzt kann sich jeder ausrechnen, wie hoch die Chance ist. Lange Rede kurzer Sinn: Wir waren da! Und, nein, es wird einem nicht zu viel versprochen. Steine und Blumen leuchten um die Wette. Worte, die diese Gegend beschreiben, müssen erst erfunden werden. Dieses Erlebnis hat alle Wahweap Hoodoos und sonstige balancierenden Steinmänner, die wir einen Tag vorher gesehen und bestaunt hatten, in den Schatten gestellt. Mit einem Strahlen im Gesicht sind wir abends an den Lake Powell gefahren. Das werden wir so schnell nicht vergessen.
Am nächsten Tag erkundeten und genossen wir mit einem gemieteten Boot die Ufer des Lake Powell. Eines unserer Ziele war die Rainbow Bridge. Heutzutage kann man leider nicht mehr, wie vor 12 Jahren als Markus das erste Mal hier war, fast unter die Brücke fahren. Jetzt muss man einige Meilen vorher aussteigen und das letzte Stück zu Fuss laufen. Die Bridge ist und bleibt jedoch beeindruckend. Aber die Gegend hat noch mehr zu bieten. Dafür muss man allerdings in die Tiefe steigen. Um nicht gleich beim Eingang ausgemustert zu werden, sollte man am Abend vorher die Finger von einem zusätzlichen Nachschlag Dessert lassen. Wir sprechen vom Antelope Canyon. Dieser ist in der Einöde von Page unter einer wirklich engen Spalte versteckt. Und auch hier bleibt einem der Mund offen stehen egal in welche Richtung man schaut. Wahnsinn, was Wasser für Kunstwerke hinterlassen kann.
Danach gings zügig weiter übers Monument Valley, das 4-Staaten-Eck, wo wir jeder 3 $ Eintritt zahlen mussten, nur um das Beweisfoto zu schiessen, und Mesa Verde National Park mit ihren 800 Jahre alten Ruinen der Anasazi auf den One Million Dollar Highway durch die San Juan Mountains. Da war wieder das Gefühl: Sind wir etwa schon wieder zu Hause? Wunderschöne Berge wohin man schaut. In Silverston verliessen wir dann jedoch auf Grund eines Tipps die gepflasterte Strasse. Wir wollten Action und wir bekamen Action. Von ca. 2.300 m.ü.M. ging es über eine Holperpiste bis auf 3.858 m.ü.M. bzw. 3.942 m ü.M. Allerdings auch hier, erst die Arbeit dann das Vergnügen. Auf dem Anstieg kamen uns zwei kleine Geländewagen entgegen. Der erste wollte uns Platz machen, fuhr den Berg am Rand hoch und verschwand hinter einer Kurve aus unserem Blickfeld. Aber nur für einen Moment, denn Sekunden später tauchte er wieder auf. Diesmal jedoch mit dem Dach zu erst. Da hatte der Fahrer seinen Untersatz etwas überschätzt. Zum Glück sind diese Gefährten deutlich leichter als unser Nisto und so bekamen wir ihn zu sechst ohne weiteres wieder zum Stehen. Und dann stand da noch eine Anmerkung von Sonja im Raum, die sie vor einigen Tagen mal in den Raum geworfen hatte: „Ich hätte auch mal wieder Lust auf Schnee!“ Der Cent war gefunden, der Wunsch war geäussert, das Thermometer auf 5 Grad gesunken und vor uns prangte das Weiss. Aber das war noch nicht alles. Kurz nachdem wir den ersten Pass gemeistert hatten, schüttelte Frau Holle ihre Betten. Auf dem Zweiten Pass war die Sicht dann so schlecht, dass wir den Oh-Point (Kein Scherz, ein Aussichtspunkt heisst wirklich so) doch glatt verpasst haben. Aber zum Schluss schien auch für uns wieder die Sonne.
Nach diesem kühlen Intermezzo empfang uns der Arches National Park mit angenehmen Temperaturen. So dass wir wieder auftauen konnten. Langsam sollte man meinen, dass der Natur die Ideen für weitere Formen an Steingebilden ausgehen. Aber weit gefehlt. Thema hier: Bögen. Lange Bögen, dicke Bögen, dünne Bögen, zwei Bögen untereinander, zwei Bögen nebeneinander, kaputte Bögen…. Hier gab es nichts, was es nicht gibt. Bevor wir dann unsere grossen Schritte nach Norden begannen, statteten wir noch dem Canyonlands National Park, für uns der kleine Bruder vom Grand Canyon, einen Besuch ab. Wo wir dann wohl ein letztes Mal rote Steine zu Gesicht bekamen.
Der grosse Sprung ist uns in der Zwischenzeit gelungen und aktuell durchkämmen wir den Yellowstone NP. Genau wissen wir noch nicht, wie lange wir bleiben werden. Im nächsten Bericht dann mehr.
En liebe Gruess
Markus und Sonja