Hundemüde landeten wir nach einem weiteren Nachtflug in Durban, Südafrika. Unser Endziel hatten wir damit allerdings immer noch nicht erreicht. Die letzte Woche zu zweit wollten wir in dem kleinen Städtchen Shelly Beach rd. 120 km weiter südlich mit Tauchen verbringen. Also schnell den Mietwagen abgeholt, unserem Agenten noch einen Besuch abgestattet und dann ab auf den Highway.
Am Nachmittag erreichten wir unsere Bleibe, ein Zimmer in einer wunderschönen Villa mit herrlicher Weitsicht aufs Meer. Und da wir die einzigen Gäste waren, hatten wir das ganze Anwesen für uns alleine. So lässts sich leben.
Kaum war es dunkel, fielen uns die Augen zu, und wir schliefen einmal rund um die Uhr. Das war allerdings auch das einzige Mal, wo wir ans Ausschlafen denken konnten. Denn wer hier tauchen will, muss früh aufstehen. Nicht selten macht der Wind einem einen Strich durch die Rechnung, und die Boote kommen um die Mittagszeit nicht mehr hinaus. Also standen wir die nächsten Tage mit der Sonne auf, um pünktlich bei der Tauchbasis, den African Dive Adventures, auf der Matte zu stehen.
Wer jetzt glaubt, wir hätten den Schlaf auf dem Boot fortgesetzt, der irrt. Bereits das erste Abenteuer war die Ausfahrt. Brandungswellen bis zwei Meter mussten mit dem Schlauchboot gemeistert werden. Kein Wunder, dass wir alle freiwillig unsere Schwimmwesten anlegten und auch der Seegang danach war nichts für schwache Mägen. Allerdings wurden wir reichlich belohnt. Bereits der erste Tauchgang startete mit einer echten Karettschildkröte, bevor es dann weiter ging mit Schwarzspitzen- und Bullenhaien. Sogar eine Schule Hammerhaie liess sich blicken, machte ihrem Namen als „Schissbucksen“ allerdings alle Ehre, und verschwand, kaum hatte man sie an der Sichtgrenze ausfindig machen können.
Auch am nächsten Tag glitten wir wieder in die Tiefe. Diesmal in Begleitung einer Wäschetrommel, gefüllt mit Sardinen, einem Leckerbissen für Haie. Lange mussten wir auch gar nicht warten, bis sich die ersten, von dem Duft im Wasser angezogen, blicken liessen. Nicht selten kamen sie bis auf einen Meter an uns heran. Teilweise wusste man nicht, wohin man als erstes schauen sollte. Hier bekam die Bezeichnung „Haisuppe“ eine ganz neue Bedeutung. Hinzu kamen Begegnungen mit Hammerhaischulen aus denen sich hier und da vereinzelte in unsere Richtung verirrten. Ausserdem wären wir fast mit einer Buckelwal Mama und ihrem Nachwuchs zusammengestossen. Leider waren wir nicht rechtzeitig im Wasser um ihr Abtauchen zu fotografieren. Aber diese Begegnungen werden wir bestimmt so schnell nicht vergessen.
Eigentlich hätte Nisto eine Woche nach uns in Durban eintreffen sollen, aber der Plan war natürlich nicht aufgegangen, denn unser gebuchter Frachter hatte eine Woche Verspätung. Allerdings hatten wir Glück, und ein weiterer schipperte an Singapur mit dem Zielhafen Kapstadt vorbei und nahm unseren treuen Gefährten Huckepack. Da dieser jedoch einige Jahre mehr auf dem Buckel hatte, würde es drei Tage länger dauern. Also begann das Warten, welches wir uns mit Tauchen versüssten. Leider mussten wir aus unserem Zimmer in der Tauchvilla ausziehen, da sie für die nächsten Tage bereits ausgebucht war. Aber dank Roland, dem Tauchbasenbesitzer, fanden wir in einer Ferienwohnung direkt gegenüber dem Hafen, von Shelly Beach, eine neue Bleibe.
Neben Pressluft atmen, machten wir an sonnigen Tagen, welche man jedoch an einer Hand abzählen konnte, Ausflüge in die nähere Umgebung. Allerdings zwang uns das Wetter die meiste Zeit in unsere vier Wände. In der Zwischenzeit gehörten wir zum Inventar. Wir sahen Tauchurlauber kommen und gehen. Mit Lisa und Dirk, einem deutschen Pärchen auf kleiner Tour durch Südafrika, verbrachten wir einige lustige Nachmittage, bevor auch sie uns nach einer Woche verliessen. Dann kam jedoch ebenso für uns der grosse Moment, zumindest dachten wir das. Pünktlich tauchte Nisto auf dem Radar einige km vor dem Hafen in Durban auf. Dies sollte dann allerdings die nächsten vier Tage so bleiben. Kein Anleger war frei. Und als es dann endlich so weit war, kam uns das Wochenende in die Quere. Wollte man uns hier im Warten proben?
Um 8.30 Uhr am Montagmorgen kam die lang ersehnte Mail von unserem Agenten: Termin mit Customs um 10 Uhr. Allerdings waren wir die einzigen, die es pünktlich zum Depot schafften. Der gute Herr vom Zoll erschien nie. Es wurde 11 Uhr, es wurde 12 Uhr. Nach einigen Telefonaten hin und her, schlugen wir bei unserem Agenten im Büro auf. Komm Junge mach was. Und tatsächlich, zwei Stunden später öffnete sich der Container und Nisto sah nach knapp zwei Monaten wieder Tageslicht. Die Freude war gross. Das N-Team wieder vereint, jetzt konnte unsere letzte Etappe beginnen.
Mit einer zweiwöchigen Verspätung und Bleibfuss ging es gen Süden. Für die Strecke von Durban nach Kapstadt, rd. 1.500 km, blieben uns gerade mal drei Tage. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt. Obwohl wir die Strecke bereits vor fünf Jahren einmal mit einem Mietwagen gefahren waren, hätten wir uns die eine oder andere Gegend schon noch einmal angeschaut. Aber am anderen Ende erwarteten uns Markus Eltern, die uns ein Stück durch Namibia begleiten würden. Natürlich sollten die Beiden nicht auf uns warten müssen. Als dann auch noch das Wetter mit Dauerregen glänzte, waren wir froh, dass es zügig voran ging.
Pünktlich und bei strahlend blauem Himmel empfingen wir unseren 6. Besuch, diesmal am Flughafen in Kapstadt. Auch hier war, wie vor einigen Tagen, die Wiedersehensfreude gross. Es gab viel zu erzählen und natürlich war ihr Koffer wieder voller kleiner Mitbringsel von den Familien zu Hause. Allerdings wurde dieses Wiedersehen von einem Ereignis überschattete. Erneut kam beim Versuch die Spur vom Nisto einzustellen ein anderes Wehwehchen zum Vorschein: Das Achsschenkellager war ausgeschlagen. Und da es gerade mal wieder Freitag war, sassen wir fest. Eigentlich war geplant, bereits am nächsten Tag, wenn Markus Eltern ihren Wohnwagen in Empfang genommen hatten, gen Norden aufzubrechen. Tja, jetzt würden wir dies auf den Dienstag verschieben müssen.
Das Wochenende verbrachten wir mit der Erkundung der Umgebung Kapstadts. Natürlich durfte da ein Besuch am Kap der guten Hoffnung nicht fehlen. Dafür liess uns der Wind partout nicht auf den Tafelberg. Aber ein Blick von unten tuts ja auch. Weiter statteten wir dem Weingebiet Südafrikas einen Besuch ab, sowie der Walstadt Hermanus. Da die Saison jedoch schon so gut wie vorüber war, kam uns keiner dieser Giganten unter die Augen. Dafür war die Reparatur am Nisto rechtzeitig fertig, so dass der Fahrt gen Norden nichts mehr im Wege stand. Die rd. 660 km bis zur Namibischen Grenze hatten wir innerhalb von zwei Tagen hinter uns gebracht.
Was dort alles auf uns wartete, dann im nächsten Bericht.
Liebi Grüssli aus Swako
Markus und Sonja