Queensland, NSW
Unsere letzten Tage in Australien waren gezählt. Am 29.09. würde Nisto ein letztes Mal, wie wir hoffen, in einen Container wandern und am 03.10. seine Reise von Sydney nach Afrika starten. Bevor wir jedoch unseren Endspurt starten konnten, mussten wir auch schon wieder auf die Bremsen drücken. Beim Spur einstellen, einem Routine Eingriff, stellte der Mechaniker fest, dass die rechte Achsaufhängung von Nisto gebrochen war.
Tausend Gedanken schossen uns durch den Kopf: Wann ist das passiert? Wie lange wird die Reparatur dauern? Kann man den Bruch in Australien schweissen? ... Wären wir in Südamerika, würden wir letzte Frage definitiv mit ja beantworten, aber hier? Allerdings befanden wir uns anscheinend genau im richtigen Ort für dieses Problem. Bereits am Abend waren alle nötigen Leute gefunden, um unseren Nisto zu verarzten. Für die Zweibeiner hiess dies allerdings: Ausziehen! Für wie lange? Vielleicht zwei Tage. Es würde alles davon abhängen, wie lange es dauern würde die Achs auszubauen. Ausser Daumen drücken, konnten wir nicht viel machen. Also spülten wir abends mit Caro und Michi, die wir auf dem Camping in Cairns wiedergetroffen hatten und die von einem Ausflug in das Heckteil eines anderen Autos wiederkamen, unsere Sorgen mit ein paar Bier hinunter. Immer wieder liessen wir die letzten Wochen Revue passieren, auf der Suche nach dem „Wo“. Bereits in der Simpson Desert hatten wir es immer wieder klacken gehört, aber nie die Ursache gefunden. Sollte es tatsächlich schon so lange her sein? Kaum zu glauben, dass Nisto noch so lange gerollt ist. Man stelle sich das bei einem Menschen vor, der mit einem gebrochenen Schlüsselbein auf allen vieren durch die Gegend krabbelt.
Am nächsten Tag brachte Markus Nisto in die Werkstatt und das Warten begann, welches wir in der Innenstadt von Cairns verbrachten. Bereits am Nachmittag erhielten wir den erlösenden Anruf: Der Bruch war bereits geschweisst, und wenn nichts mehr schief ginge, würde unser treue Gefährt am nächsten Tag wieder entlassen. Und so war es schlussendlich auch.
Noch eine Nacht verbrachten wir in Cairns bevor wir uns auf den Weg ins Atherton Tableland machten. Kurvenreich ging es durch den Regenwald, vorbei an Wasserfällen und zwei Schnabeltieren. Wie hatten wir uns damals die Sohlen nach diesen seltenen und ungewöhnlichen Tierchen in Tasmanien abgelaufen. Hier mussten wir nur mal eben an einem Bach vorbei fahren und schwubs schon hatten wir sie entdeckt. Unsere Glückssträhne hielt sogar noch an. Bei den Malanda-Falls entdeckten wir, dank eines Einheimischen, einen der vom Aussterben bedrohten Lumholtz Baumkänguruhs. Wie der Name schon sagt, bevorzugt diese Känguruhart das Leben in den Bäumen. Es war ein Spass diesem Kerl zuzuschauen. Allerdings waren wir uns nicht ganz sicher, ob es sich hierbei tatsächlich um ein Känguruh handelt. Ähnlichkeiten mit einem Affen oder Bären, konnte er nicht verleugnen.
Zurück an der Küste statteten wir der Flugschule in Innesfail, in der Markus vor genau zehn Jahren seinen Flugschein gemachte hatte, einen Besuch ab. Tatsächlich erinnerten sich Bob und Carol noch an ihn. Sogar das alte Flugzeug, auf dem er gelernt hatte, war noch da. Nach einem Kaffe machten wir uns wieder auf den Weg gen Süden, vorbei an dem berühmten Küstenabschnitt Mission Beach. Allerdings hatte dieser bei dem Zyklon Anfang des Jahres sehr gelitten. Viele Palmen sind umgeknickt und alle die noch stehen, sehen so aus, als ob sie gerade erst aufgestanden wären, ganz strubbelig.
Die nächsten beiden Tage verbrachten wir mit Kilometer abspulen. Aber auch dabei kann man etwas erleben. Einmal war es ein Polizist, der für ein wenig Abwechslung im Nisto sorgte. Es war noch früh am Morgen, als wir in eine Polizeikontrolle kamen. Natürlich schritt er sofort auf die Beifahrerseite zu, denn hier sitzt in Australien ja normalerweise der Fahrer. Ausnahmen bestätigen die Regel. Bevor Sonja überhaupt etwas sagen konnte, hatte er ihr schon das Röhrchen zum Pusten erklärt und unter die Nase gehalten. Pflichtbewusst, einem Polizisten wiederspricht man schliesslich nicht, pustete sie, was ihre Lungen hergaben, während sich Markus ein Lachen kaum verkneifen konnte. In diesem Moment erschien ein weiterer Polizist und machte seinen Kollegen auf die getauschten Plätze aufmerksam. Wir konnten sehen, wie er am liebsten im Boden versunken wäre, aber da kam er jetzt nicht mehr raus. Seine Kollegen werden dafür sorgen, dass er diesen Tag in seiner Karriere ganz bestimmt nicht mehr vergessen wird. Natürlich musste auch Markus noch einmal nachweisen, dass er sauber war, bevor wir wieder auf den Highway entlassen wurden. Ein anderes Mal, wir hatten unser Lager auf einem Rastplatz direkt neben der Strasse aufgeschlagen, besuchte uns am Morgen ein Helmkasuar. Er streifte direkt an unserem Nisto entlang. Einen Tag vorher hatten wir uns noch ohne Erfolg auf die Suche nach einem dieser seltenen Tiere gemacht. Tja, wenn man am wenigsten damit rechnet, tauchen sie auf einmal, wie aus dem nichts neben einem auf.
Nun sollte es aber auf die grösste Sandinsel der Welt gehen: Fraser Island. Hier gibt es keine geteerten Strassen nur Sandpisten, die teilweise durch dichten Wald führen. Bereits die Fahrt zur Fähre trennt die Spreu vom Weizen, zumindest, wenn man die Insel von Süden anfahren will, denn hier geht es zunächst über einen tiefsandigen Strand zum „Anlegesteg“. In der Vergangenheit hatten sich dabei bereits einige eingegraben. Aber für uns wars ein Kinderspiel. Die nächsten 4 Tage verbrachten wir mit der Erkundung der Insel und dem Baden in glasklaren Seen. Zum Campieren liessen wir uns am Strand nieder und genossen mal wieder eine 1000-$-Aussicht. Einfach nur herrlich. Genau das richtige nach den langen Fahrtagen.
Frisch und gut erholt, starteten wir unsere letzten Kilometer in Australien. Während Sonja fuhr, organisierte Markus auf dem Beifahrersitz noch die letzten Formalitäten für Nistos Verschiffung, denn im Gegensatz zum Rest des Landes, hat man an der Ostküste eine „Dauerinternetverbindung“.
Wie es uns in Sydney erging dann beim nächsten Mal.
Bis bald
Markus und Sonja