Texas / New Mexico
Tja, eigentlich lautete unsere Devise ja: Fliehen vor der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Ok, uns war schon klar, dass die Flucht von heute auf Morgen nicht funktionieren würde, aber das wir noch eins draufsetzen würden. Aber fangen wir am Anfang an.
Wie geplant erreichten wir Texas und hatten uns einen State Park an der Küste in der Nähe von Galveston ausgesucht. Je näher wir jedoch diesem Örtchen kamen, desto grösser wurden unsere Zweifel, dass dieser Park überhaupt noch existiert. Vor 7 Monaten hatte Hurrikane Ike hier sein Unwesen getrieben. Teilweise sind ganze Dörfer vom Erdboden verschwunden, Schilder mit der Aufschrift „Let us rebuild Jamaica Beach“ säumen den Strand. „Glück“ dem, der noch ein Wohnmobil hat, der kann nun am Strand campieren oder neben seinem einsturzgefährdeten Häuschen wohnen, und es gleichzeitig versuchen zu renovieren. Auch wir suchten uns ein Plätzen am Strand, wo wir die Nacht verbrachten.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns dann für die nächsten Monate vom Meer, denn erst in Kanada werden wir wieder auf einen Ozean treffen. Jetzt gings auf in Richtung unseres nächsten grossen Abenteuers: Big Bend National Park an der Grenze zu Mexico, mitten in die Wüste. In der Zwischenzeit hatten wir die Luftfeuchtigkeit hinter uns gelassen, dafür war das Thermometer auf über 40° gestiegen und die Klimaanlage machte immer noch keine Anstalten uns ein Bisschen kühle Luft zu spenden. Die Vegetation änderte sich langsam. Die Bäume wurden von kleinen Sträuchern, Sand und Gestein abgelöst.
Nach zwei Tagen gemütlichen fahren, hatten wir unser Ziel erreicht. Zunächst erkundigten wir uns über die Campingmöglichkeiten im Park. Neben den „normalen“ Campingplätzen, konnte man auch im Backcountry, direkt in der Wüste, zelten. Dafür ist jedoch teilweise ein Geländewagen nötig, da die Wege nicht asphaltiert sind. Für uns kein Problem, denn Nisto ist ja begeisterter Off-Roader. Also verbrachten wir die erste Nacht in den Bergen um noch ein Bisschen „Kühle“ zu tanken, denn auch hier viel das Thermometer nachts nicht tiefer als 25°. Am nächsten Morgen brachen wir dann auf, nachdem man uns noch kurz über die Bedingungen und „Verhaltensregeln“ aufgeklärt hatte. Die Landschaft zu beschreiben, die uns erwartete, ist kaum möglich. Auch die Bilder können nur schwer das wiedergeben, was unsere Augen zu sehen bekamen. Es ist einfach traumhaft schön, fast schon unrealistisch. Aber warm, unser Thermometer kletterte bis auf 50°. Bei diesen Bedingungen ist es ratsam lange Kleidung zu tragen um den Körper vor der extremen Hitze zu schützen.
Im Park gibt es einen Weg, der nicht unterhalten wird. Natürlich mussten wir nicht lange überlegen und steuerten ihn an. Leider existieren von dieser Strecke keine Fotos, obwohl Sonja einige Teilstücke zu Fuss lief. Aber hier galt: Unser kleines Home heile durch die Wildnis zu bringen. Daher gibt es keine Beweisfotos von den in der Luft schwebenden Rädern oder dem Sprung ins Gebüsch, damit Nisto Platz hat. Am Abend gönnten wir uns dann eine Abkühlung aus unserer hauseigenen Dusche an unserem Campingplatz. Richtig abgekühlt hat es in der Nacht leider nicht, ein Föhn von 40° pfiff uns um die Beine. Erst am frühen Morgen schien das Thermometer auf 30° zu fallen.
Für den nächsten Tag hatten wir uns eine kleine Wanderung vorgenommen. Sie sollte uns zu einem Canyon führen rd. 5.4 km entfernt. Der Ausgangspunkt war nicht weit von unserem Campingplatz entfernt. Um 8 Uhr liefen wir los. Insgesamt waren wir 4 Stunden unterwegs. Schatten war nur rar gesät. Am Ende waren wir völlig ausgelaugt, aber die Eindrücke, die wir mitnehmen, entschädigten alle „Strapazen“.
Nach dieser heissen Angelegenheit genossen wir zwei Tage später im Balmorehea State Park weiter nördlich mit seinem riesigen, von dem glasklaren Solomon Springs gespeisten Pool, eine Abkühlung. Bevor wir dann im Guadalupe State Park den höchsten Berg Texas, den Guadalupe Peak 2‘687 m.ü.M., bestiegen. Und einen Tag darauf einige Meilen weiter in Carlsbad, New Mexico, die grössten zugänglichen Höhlen der Erde unter die Lupe nahmen. Wer behauptet: Hat man eine Höhle gesehen, dann hat man alle gesehen, der irrt sich gewaltig. Dieses Höhlensystem ist gigantisch. Der Park umfasst 100 bekannte Höhlen, darunter der „Big Room“, mit einer Fläche von sechs Fussballfeldern und einer Höhe von rd. 69 m. Neben der individuellen Besichtigung haben wir uns noch für eine weitere Tour mit einem Ranger angeschlossen. Dieser hat uns nicht nur einige Höhlen abseits gezeigt, sondern auch das Gefühl näher gebracht, wie sich Jim White gefühlt haben muss, als er mit einer Öllampe in die Tiefen eingedrungen ist. So sassen wir 200 m in der Tiefe für einige Zeit im Dunkeln in völliger Stille. Ein weiteres faszinierendes Ereignis durften wir am Abend miterleben. Im Sommer leben Millionen Fledermäuse in der Bat Cave. In der Dämmerung verlassen sie ihre Höhle für die Suche nach Wüsteninsekten und färben den Horizont schwarz. Da aktuell noch Frühling ist, scheinen noch nicht alle Fledermäuse aus ihrer Winterresidenz Mexico zurückgekehrt zu sein, so konnten wir dieses Spektakel nur in einer sehr abgeschwächten Form miterleben. Es war trotzdem ein Erlebnis, denn auch so waren es bestimmt einige tausende.
Unser nächstes Ziel war das White Sands National Monument. Dies ist die grösste Gipssandwüste der Welt Mitten in New Mexico, die durch den Wind unablässig ihre Gestalt verändert und in nordöstliche Richtung wandert. Dieser Teil wurde aus dem riesigen White Sands Raketenversuchsgeländer herausgeschnitten, in dem seinerzeit die erste Atombombe getestet wurde. Lediglich mit einem Besuch dieses schneeweissen Gebietes wollten wir uns natürlich nicht abspeisen und so nutzten wir auch hier die Chance mitten drin zu campieren. Leider mussten wir unseren Nisto wieder zurück lassen, allerdings nur 0,7 mil. von unserem Zelt entfernt. Auf Grund der Bewölkung gab es für uns keinen atemraubenden Sonnenuntergang, aber auch so verbrachten wir unbeschreibliche Stunden in völliger Stille. Bis es dann für Sonja in der Nacht zu einer überraschenden Begegnung kam. Für ein kleines natürliches Bedürfnis schlüpfte sie in Markus Schuhe. So schnell wie sie reingeschlüpft war, so schnell schlüpfte sie jedoch auch wieder raus. Irgendetwas hatte es sich in diesem Örtchen gemütlich gemacht. Ausklopfen des Schuhes brachte einen dieser schwarzer Käfer zum Vorschein, der unverzüglich reiss aus nahm. Und was lernen wir daraus: Entweder die Schuhe nie draussen stehen lassen oder vorher ausklopfen, beim nächsten Mal in einer anderen Gegend könnte es ein Skorpion sein.
Unser Weg führte uns weiter nach Roswell, wo es für uns zum ersten Mal nach zig Wochen regnete. Und was macht man, wenn die Wäsche erledigt und das UFO-Museum durchforstet ist? Man geht ins Kino. Und welcher Film würde sich mehr anbieten als „Star Trek“.
In der Zwischenzeit sind wir kurz vor Albuquerque angekommen und gönnen uns nach diesen ganzen Eindrücken eine kleine Pause in den Bergen auf 2‘200 m.ü.M. bei angenehmen 33° in unserer neu erworbenen Hängematte.
Aus den schönen Manzano Mountains senden wir liebe Grüsse
Markus und Sonja
Nachtrag: Auf diesem Weg möchten wir uns bei Javs Automotive in Carlsbad bedanken für ihre Mühen unsere Klimaanlage wieder in Gang zu bringen. Da es leider nicht nur das Kühlmittel war sondern ein Loch im Generator und unsere Klimaanlage europäisches Fabrikat hat, was eine Verschiffung der Ersatzteile mit sich bringt, diese jedoch nicht bis zum nächsten Tag erfolgen konnte, sind wir unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Aber mit einem Tipp unser Glück in der grösseren Stadt Albuquerque zu versuchen, die möglicherweise unsere Ersatzteile sogar vorrätig haben. Vielen Dank, bei Euch ist der Kunde noch König.