Western Australia , Northern Territory
Unsere letzten Tage in Western Australia waren gezählt, und das Northern Territory stand schon vor der Tür. Aber es gab da noch einen grossen Steinhaufen, den wir uns nicht entgehen lassen wollten. Vor Jahren hatte Markus Bilder von diesem gesehen und ab da stand fest: Eines Tages … und nun war es soweit.
Bevor wir uns jedoch auf den Track in den National Park machen konnten, wurden wir schon wieder von einem älteren Herrn gestoppt, der eine Strassengebühr von AUD 20,00 verlangte. Wären wir noch immer in Südamerika hätten wir Vollgas gegeben, aber hier funktioniert das leider nicht. Natürlich wollten wir gerne wissen, wem diese grosszügige „Spende“ zu Gute kommt. So erfuhren wir, dass der Besitzer des Grundstückes (welcher nicht vor uns stand), durch das der Weg führt, vor zwei Wochen eine Klage gewonnen hatte, was ihm nun das Recht gibt, Geld von den Nationalparkbesuchern einzukassieren. Allerdings müsse er dafür den Track in Stand halten. Von letzterem sahen wir allerdings äusserst wenig. Wir sind mal gespannt, wie lange er damit durchkommt. Trotz diesem faden Beigeschmack liessen wir uns die Stimmung nicht vermiesen. Für die nächsten zwei Tage richteten wir uns auf dem Camping ein, bestaunten die gestreiften Steintürme sowie die faszinierenden Schluchten. Mutternatur hatte mal wieder alles gegeben, um uns in absolute Begeisterung zu versetzen.
Auf diesen Ausflug folgten drei Fahrtage, die uns nach Kathrine und weiter zu den Edith Falls brachten. Da es uns hier jedoch zu sehr von Touristen wimmelte, nahmen wir reiss aus und verzogen uns in die weniger bekannte Umbrawarra Gorge. Hier machten wir Bekanntschaft mit unseren ersten Flughunden. Wir hatten unsere Zelte genau unter ihrem Abendbrotbaum aufgestellt. So machten wir die erste Hälfte der Nacht kein Auge zu, denn mit ihren Flügeln verursachten sie einen penetranten Lärm. Aber wer will denn schon schlafen, wenn man „Dracula“ höchstpersönlich vor die Linse bekommen kann. Also schlichen wir mitten in der Nacht, um den Baum herum … ohne Knoblauch um den Hals versteht sich, denn diese sind Vegetarier.
Mit einem Abstecher zu den Robin Falls, welche uns so gut gefielen, dass wir gleich drei Tage dort verbrachten, schlugen wir, wie tausend andere, im Litchfield National Park auf. Auch wenn wir die kühlen Erfrischungen in den Wasserlöchern genossen, so richtig warm wurden wir mit dieser Ecke Australiens nicht. Ausserdem drängte die Zeit, denn die andere Hälfte der Gibb-River-Road-Reisegruppe würde in einigen Tagen den australischen Boden verlassen. Also machten wir uns mit grossen Schritten auf nach Darwin, wo wir Anita und Roger noch Mitten im Packchaos erwischten. Gemeinsam verbrachten wir wieder einige lustige Abende, und wer weiss, vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja noch ein viertes Mal.
Unser nächstes Ziel war der Kakadu National Park. Hier hofften wir nun endlich Salzwasserkrokodile vor die Linse zu bekommen. Wir hatten uns für eine kleine 4x4-Strecke entschieden, die uns zu einigen Billabongs und dem South Alligator River bringen würde, in denen es ja nur so von Saltis wimmeln soll. Um auch wirklich sicher zu gehen, dass der Track offen war, hatten wir uns vorher in einem Roadhouse informiert, welche grünes Licht gaben. Aber bereits am nächsten Tag standen wir vor einem geschlossenen Tor. Noch nicht einmal am Abzweig hatte man es für nötig gehalten ein Hinweisschild aufzustellen. Im Bauch brodelte die Wut. Aber wir liessen uns die Laune nicht verderben. Nach einer kurzen Suche fanden wir ein schönes Plätzchen auf einer Anhöhe keine 10 m vom Fluss entfernt, wo wir uns für diesen Tag nieder liessen.
Während Markus die Beine hochlegte und hinter seinem Buch verschwand, blickte Sonja durch ihr Fernglass und suchte die Wasseroberfläche nach einem Salti ab. Plötzlich tauchte ein gelbes Auge in ihrem Blickfeld auf. … Wow, wow, wow, wow, what a huge bitch. … Dieser Ausruf von Sonja liess Markus beim Lesen innehalten und aufblicken. Und auch er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Gemütlich glitt dieser Gigant an uns vorbei. Wir schätzten das, was wir dort sahen, auf drei Meter. Was wiederrum bedeutete, dass wir hier einen wirklich grossen Salti vor uns hatten, denn die andere Hälfte, befindet sich unter Wasser. Wie angewurzelt schauten wir ihm hinterher. Erst zu spät viel uns der Fotoapparat ein. Naja, so würde diese Begegnung halt nur in unseren Köpfen Spuren hinterlassen. Natürlich stieg unsere Hoffnung noch ein weiteres Salzwasserkrokodil vor die Augen zu bekommen, nach dieser Begegnung drastisch an. Vier Australier zerstörten unser idyllisches Plätzchen jedoch bereits am nächsten Mittag.
Schnell war klar, dass wir noch einen weiteren Tag bleiben würden. Während Markus sich unseren Radlagern widmete, liess Sonja die Finger über die Laptoptastatur fliegen, jedoch nicht ohne die Wasseroberfläche aus den Augen zu lassen. Plötzlich standen vier Australier neben uns. Mit den Bierbüchsen in der Hand liefen sie zum Fluss und diskutierten über unseren Campingspot und wie perfekt der Zugang zum Fluss sei, um ihre Boote zu Wasser zu lassen. Sonjas Hals wurde immer dicker. Sie war es ein für allemal leid, dass die Australier die Angewohnheit zu haben schienen, sobald sie für sich einen Vorteil sahen, die Privatsphäre von anderen nicht zu akzeptieren. Wir hatten in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass, auch wenn der Campingplatz noch so gross und dazu auch noch leer ist, sich die Leute direkt neben einen niederlassen. Passierte dies jedoch umgekehrt, weil alles voll war, wird man blöd angemacht, man solle sich doch gefälligst für die andere Lücke dort drüben entscheiden. Die Vier versuchten sich zwar nicht noch auf unseren kleinen Platz zu zwängen, aber natürlich wollten sie hier ihre Boote niederlassen. Da wir nur Gäste in diesem Land sind, schluckten wir unseren Ärger hinunter und schauten ab da auf zwei weisse Motorboote anstatt, wie gehofft, auf gigantische Salzwasserkrokodile.
Am nächsten Tag brachen wir unsere Zelte ab und machten uns auf nach Cooinda, wo weitere Sehenswürdigkeiten dieses Parkes auf uns warteten. Von mehreren Seiten wurde uns eine Bootstour auf dem Yellow Water empfohlen. Unsere Skepsis hinsichtlich organisierter Touren machte den Entscheid nicht einfacher und auch der uns in der Zwischenzeit nur zu gut bekannte australische Haken war fest in unseren Köpfen verankert. Aber nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für die Sonnenaufgangstour und wurden reichlich belohnt. Zwar zeigten sich uns nur „kleinere“ Ausfertigungen der Salzwasserkrokodile, aber die Vogelschar und die wunderschöne Stimmung auf dem Fluss bei Sonnenaufgang machten alles wett. Schöner hätte ein Tag nicht beginnen können.
Natürlich schauten wir uns auch die wohl berühmtesten Felsmalereien der Aborigines in Australien an sowie den einen oder anderen Wasserfall. Allerdings konnten uns letztere nicht mehr sonderlich vom Hocker hauen. Ob es daran lag, dass Touristen wie Ameisen zu diesen pilgerten, oder wir in der Zwischenzeit einfach schon zu viele gesehen hatten. Wir wissen es nicht genau. So kehrten wir dem Top End den Rücken und machten uns auf den Weg ins Red Center.
Bis bald.
Markus und Sonja