Wyoming / Idaho / Montana
Nachdem wir uns von den roten Steinen verabschiedet hatten, sollte es mit grossen Schritten gen Norden weitergehen. Und es ging mit einem riesigen Sprung weiter, der eigentlich nicht geplant war. Aber was soll man machen, wenn man an dem zur Übernachtung gewählten Campingplatz vorbeigedüst ist. Als Nistos Crew während der Fahrt vielleicht auf die Strasse achten und nicht die ganze Zeit „Computerspiele“ spielen. Naja, vorbei ist vorbei, und so machten wir uns auf die Suche nach dem nächsten, welcher bereits einige Kilometer vor unserem angesteuerten Ziel dem Grand Teton National Park lag.
Als wir am nächsten Tag den Eingang passierten, signalisierten unsere Augen „Zu Hause“. Berge wohin man schaut und ganz oben Schneehäubchen. Wir folgten der Parkstrasse und hatten uns für eine kurze Wanderung um den „kleinen“ Jenny Lake zu den Hidden Falls und dem Inspiration Point entschieden. Das sollte für den Tag reichen, denn es zogen mal wieder Regenwolken auf. Leider kamen wir nicht weit. Wir hatten zwar das Hinweisschild am Anfang des Weges gelesen, dass er bis 15 Uhr auf Grund Bauarbeiten teilweise gesperrt war. Allerdings hatte der Zeiger diese Marke schon passiert. Trotzdem wurden wir nach der Hälfte der Strecke wieder zurückgeschickt. Man ist noch nicht fertig. Ist ja wirklich wie zu Hause, dauert alles etwas länger. Leider war es für eine andere Wanderung in der Zwischenzeit zu spät. Ausserdem kamen die bedrohlichen Wolken immer näher, also entschieden wir uns am gleichen Tag noch weiter in den angrenzenden Yellowstone National Park zu fahren. Hier wollten wir dann auch für ein zwei Tage unsere Wurzeln schlagen. Zuversichtlich, dass wir bestimmt noch einen Campingplatz ergattern würden, schliesslich waren weder Ferien, ein Wochenende bzw. ein Feiertag, standen wir vor dem Eingang. Aber da prangte das Schild mit dem Text, den wir auf gar keinen Fall lesen wollten: Campgrounds full, und zwar alle, die offen waren. Allerdings hatten wir schon in Florida gelernt: Wer nicht nachfragt, der nicht gewinnt. Also die Campingplätze angefahren. Was einige Entfernungen sind, denn der Park besitzt mit rd. 10.000 qkm eine enorme Ausdehnung. Aber wie durch ein Wunder, die Dame am ersten Campingplatz hatte schon zig mal den Kopf auf unsere flehenden Fragen geschüttelt, flimmerte auf ihrem Bildschirm plötzlich doch noch ein freier Platz auf einem 25 qm nördlicher gelegenen Campingplatz auf. Egal wie teuer, den nehmen wir und schon waren wir auf dem Weg dorthin. Allerdings kamen wir nicht weit, denn ein Grizzlybär meinte, uns den Abend versüßen zu wollen. Nehmen wir auch! Und so standen wir mit zig anderen Schaulustigen in sicherer Entfernung unter „Aufsicht“ eines Rangers auf einer Wiese und blickten auf einen Punkt, der sich auf dem Hang gegenüber langsam auf und ab bewegte. Mit dem Auge war er kaum zu erkennen, mit dem kleinen Fernglas konnte man sich nicht beklagen, aber durch das Teleobjektiv war es ein Genuss. Leider dämmerte es schon und so können wir noch nicht einmal mit Beweisfotos dienen.
In den nächsten 2 Tagen durchkämmten wir den Park. Auch das Wetter zeigte sich von seiner besseren Seite. Erstes Ziel waren die Yellowstonefalls bevor es dann weiter zu den teilweise echt übel riechenden Geysiren und heissen Quellen ging. Faule Eier sind dagegen gar nichts. Ausserdem wird einem hier mal wieder deutlich, dass wir auf einer tickenden Zeitbombe stehen überall blubberte und zischte es. Natürlich warteten wir auf den Ausbruch des berühmten Old Faithfull (Zuverlässige Alte) und auch uns enttäuschte er nicht. Aber noch zwei weitere Geysire liessen sich nicht lumpen. Einen durften wir fast ganz alleine beobachten.
Auch den Mammoth Hot Springs statteten wir einen Besuch ab. Die „alte“ heisse Quelle ist in der Zwischenzeit verebbt. Dafür ist ganz in ihrer Nähe eine Neue hervorgetreten, die nun fleissig neue Terrassen bildet.
Zum krönenden Abschluss versüssten uns eine Schwarzbärmama mit ihren zwei Kiddies und ein Grizzly den Abend. Und das ganze in gut sichtbarer Entfernung für Auge und Kamera. So lässt es sich doch gleich noch zufriedener schlafen. Am Samstagmorgen räumten wir dann das Feld. Zum Glück, denn beim Rausfahren sahen wir die langen Schlangen, die sich langsam zum Eingang bewegten. Bloss weg hier, bevor wir noch von den ganzen Massen überrannt werden.
Mit einem kleinen Abstecher zu den Craters of the Moon, dem wunderschönen Flathead Lake und Kalispell, wo unser Nisto neue Reifen bekam, erreichten wir unser letztes Ziel vor der kanadischen Grenze, den Glacier National Park. Leider war der Logan Pass noch gesperrt, so dass wir die Going-to-the-Sun-Road, die quer durch den Park führt, nicht durchfahren konnten. Wir genossen trotzdem die Aussicht und eine kleine Schneeballschlacht. Auf unserem Weg zum Avalanche Lake trafen wir dann zum ersten Mal während einer Wanderung auf einen Schwarzbär. Er spazierte am Hang etwas weiter oben parallel zum Trampelpfad entlang. Schnell die überall empfohlene Entfernung in den Kopf gerufen, passt. Na dann mal losgeknipst, aber trotzdem immer wachsam bleiben.
Einen Tag später machten wir uns auf in Richtung kanadische Grenze. Die Reisepässe lagen schon parat, als wir um eine Ecke kamen und fast mit einer braunen Schwarzbärmama (Wir haben uns sagen lassen, dass Schwarzbären nicht immer schwarz sein müssen.) und ihren 3 Babys zusammenstiessen. Die Vier hatten es sich auf der Strasse gemütlich gemacht. Unsere Bremsspuren sind wahrscheinlich heute noch zu sehen. Zum ersten Mal hörten wir das „Droh-Gebrüll“ eines Bären, während die 3 Kleinen auf den Bäumen verschwanden. Nachdem der erste Schock auf beiden Seiten vorbei war, konnte für die einen das Futtern weitergehen und für uns die Fotosession starten. Aber die Bärenmutter schien die ganze Zeit ein Auge auf uns zu haben, denn zwischendurch hörte man immer wieder ein Brummeln, was die Kleinen auf die Bäume trieb. Auch wir hatten den Gang und den Fuss auf der Kupplung. Es war sehr interessant diese kleine Herde zu beobachten. Als noch ein weiteres Auto hinzukam, zeigte sie uns ihre Kräfte, in dem sie einen kleinen Baum umbog. Ja, wir hatten verstanden. Und auch wurde uns schnell klar, dass der dunkelste der Kleinen ein kleiner Schisshase war. Während die zwei anderen schon längst wieder freudig durch die Gegend liefen, krallte er sich immer noch am Baum fest.
Nach einer guten dreiviertel Stunde verschwand die kleine Bärenfamilie im Wald, und wir standen ein paar Minuten später mutterseelenallein an der kanadischen Grenze.
Wie es uns da erging, lest Ihr dann im nächsten Bericht. Nur soviel: Wir sind in Kanada.
Liebe Grüsse
Markus und Sonja